Ausgabe 38 · Juni 2024

Kevins Lieblingsrad

von Kevin Otte

Lieblingsräder habe ich wohl viele … ein einziges zu benennen scheint mir kaum möglich. Zu groß ist die Auswahl, Vielfalt und die allgemeine Begeisterung für Fahrradkultur. Dazu kommen die Verwendungsbereiche, für die ich Zweiräder nutze und zwischen denen ich von Mountainbike bis Lastenrad stets wechsle. Dennoch wähle ich für diesen Artikel jenes, welches vielleicht mein Fahrradleben zurzeit am besten repräsentiert: einen modern angehauchten Stahlrenner (Bild 1), mit den Eigenschaften ausgestattet, die meinen Vorlieben und dem Fahrverhalten entsprechen.

Eine eigene, wohlüberlegte Zusammenstellung von gebrauchten wie neuen Komponenten, die zu einem vielseitig einsetzbaren Aufbau führte, der auf Asphalt sowie »im Wald« gut funktioniert, war seinerzeit das Ziel. Ob alltägliche Pendelstrecken, Radreisen oder sportliches Freizeitvergnügen, das Rad ist für all diese Vorhaben einsetzbar bzw. ausrüstbar – ein »Allrounder«, »Allroader«.

Bild 1: Agiles Stahlvelo als »Allroader« aufgebaut

Für mich darf ein Lieblingsrad also gern aus Stahl gefertigt sein. Es ist das Bewährte, Puristische und Ursprüngliche, was mich daran reizt. Stahlrahmen haben meist aufgrund der Rohrdurchmesser und traditionelleren Geometrien sowie der typischen Materialeigenschaften einen eigenen Look. Da dieser sportlichere Rahmen zur moderneren Kategorie zählt, sind auch einige Carbonteile dabei: Gabel, Laufräder, Kurbelgarnitur.

Um ein flinkes und spaßiges Velo aufzubauen, habe ich auf 28-Zoll-Carbon-Laufräder gesetzt (Bild 2). Auch wenn das Gesamtgewicht nicht meine oberste Priorität verdient, sind mir bei diesem Aufbau die »rotierenden Massen« doch wichtig und so wurden dementsprechende Komponenten gewählt. Bodenkontakt wird durch schlauchlose 40-mm+-Bereifung hergestellt. Die gewählte Konfiguration bietet somit trotz geringen Gewichts Komfort.

Bild 2: Carbonisiertes Breitreifen-Rennrad mit Energiespeicher

Vom Mountainbiken der letzten Jahre geprägt, habe ich mich hier für einen 1-fach-Kettenantrieb entschieden. Passende gebrauchte Anbauteile hatte ich noch im Archiv: eine bandbreitenstarke Kassette für 12 Gänge mit dazugehörigem Umwerfer (Bild 3). Da der Rahmen Steckachsen verwendet, die Kettenlinie mit einem modernen 42er-Kettenblatt an der Kurbel für mich passte, konnte ein harmonischer und »einfacher« Antrieb zusammengestellt werden, der ausreichend Bandbreite für meine Vorhaben und Fahrleistungen zur Verfügung stellt.

Bild 3: 1×12-Kettenantrieb; Mountainbike-Kassette trifft auf Rennradkurbel

Am Rad sind Scheibenbremsen und Schalteinheit montiert, die rein mechanisch funktionieren, um Wartungs- und Reisefreundlichkeit zu garantieren. Ausreichend gute Bremseigenschaften konnte ich in der Vergangenheit mit der einfachen, aber komplikationsfreien Bremse von TRP erzielen, die ich auch hier verwende. Um nun die 11-fach-SRAM-Bremsschalthebel (Bild 4) für den Rennradlenker mit der mechanischen 12-Gang-MTB-Schaltung zu verheiraten, musste aber im Bereich der Schaltstufenrasterung (Bild 5) innerhalb der rechten Hebeleinheit eine Änderung vorgenommen werden. Dieser Umbau war seinerzeit bewusst mitgeplant. Aus technisch-bastlerischem Interesse sowie aus Neugier, »etwas anderes« auszuprobieren und nachträglich im Eigenversuch zu studieren. Ermöglichen konnte dies ein Umbau-Kit einer kleinen englischen Firma, die damals nach einer Möglichkeit suchte, Antriebskomponenten zu kombinieren, die eigentlich offiziell nicht zusammengehören bzw. noch individuellere Übersetzungen der bereits bestehenden Kettenantriebskonfigurationen ermöglichen.

Bild 4: Mechanischer Bremsschalthebel für 11-fach-Schaltwerk
Bild 5: Sperrklinken-Ratsche im Inneren des Bremsschalthebels: 11- vs. 12-fach-Schaltwerk

Da meine Lieblingsräder zu jeder Zeit verwendet werden, sind sie stets mit fest installierter Beleuchtung (Bild 6 + 7) ausgestattet. Zur Strom- und Lichterzeugung werden bewährte Komponenten von SON im Bereich Nabendynamo und Frontleuchte verwendet.

Bild 6: Für klare Sicht bei Dunkelheit sorgt die seitlich platzierte Frontleuchte unterhalb des Front-Racks
Bild 7: Klein und leuchtstark: Mini-LED-Rückstrahler zwischen den Sitzstreben

Ein gewisses Maß an Gestaltungsspielraum und »Modularität« sollte auch dieses Fahrrad immer noch übrighaben: So steht es mir jederzeit frei, einen (Gepäck-)Träger (Bild 8) hinten sowie vorne zu montieren, drei Getränkehalteraufnahmen zu bespielen oder eine andere Gabel einzusetzen. Aufnahmepunkte des Rahmens (Bild 9) plus ausreichend Freiraum bei Gabel und Hinterbau sorgen für gute Reifenbreitenauswahl und allerlei Schutzblechfreiheiten – für den Fall, dass es auch mal »sauberer« zugehen soll oder der Rahmen doch für ein anderes Projekt herhalten soll, z. B. mehr Trekkingrad-orientiert. Weitere für mich passende »Standards« ermöglichen also jederzeit ein zukünftiges oder situatives Anpassen des Fahrrads.

Bild 8: Leichtes Gepäck für den Mini-Frontträger
Bild 9: Pannenhilfe darf nicht fehlen: Luftpumpe, am vorderen Gabelholm montiert

Vielleicht folgt in (Fahrrad-)Zukunft ja noch ein weiteres meiner »Lieblings«räder …

Zum Autor

Kevin, Ganzjahresradler aus Nordrhein-Westfalen.