Ausgabe 32 · Juni 2021

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Kerstin E. Finkelstein. Straßenkampf – Warum wir eine neue Fahrradpolitik brauchen

Rezensent: Olaf Schultz

Kerstin E. Finkelstein: Straßenkampf – Warum wir eine neue Fahrradpolitik brauchen
Christoph Links Verlag, 2020
184 Seiten, 13 S/W-Abbildungen
ISBN: 978-3-96289-081-0
15 €
Zur Verfügung gestellt von fahrradbuch.de

Das Buch geht auf ca. 156 Textseiten aus der Sicht der Radfahrenden ausführlich auf die bis 2019 aktuelle Situation im Straßenverkehr ein. Es liest sich flüssig und schnell. Zur Verdeutlichung ihrer Thesen zieht die Autorin eine Vielzahl an Vergleichen und Beispielen heran: inner- wie außerstädtische, deutschland- und europaweite, rechtliche sowie bauliche. Darüber hinaus finden die Leser diverse erläuterte Good-Practice-Beispiele.

Nicht alles mag für gut informierte und aktive Alltagsradler neu sein. Aber selbst diese finden reichlich Perlen im Text. In der Gesamtheit und Dichte ist es eine nützliche und fundierte Handreichung, die in einigen Verwaltungen ein guter Augenöffner sein könnte. Sie gibt Initiativen Hinweise, wo Landgemeinden, Klein-, Mittel- oder Großstädte sich erfolgreich für den Radverkehr einsetzen und wie man zähe Hindernisse aus dem Weg räumt. Damit wäre dann eine Vernetzung auch auf Verwaltungsebene möglich, wenn sie denn gewollt ist.

Einziger Kritikpunkt des Rezensenten: der Hang der Autorin, Rad- und Autoverkehr weiterhin auf getrennten Verkehrsflächen führen zu wollen. Die Autorin fordert dies unter der Einschränkung, die Ampelphasen zu trennen, um Abbiegeunfälle zu vermeiden (S. 48). Aber auch bei einer Regelgeschwindigkeit von 30 km/h innerstädtisch sollen Rad- und Kfz-Wege noch getrennt werden (S. 59). Da aus Gründen des Knotendurchsatzes beampelte Kreuzungen meist kein Rundumgrün für nichtmotorisierten Verkehr erhalten, wird so nach wie vor indirektes Linksabbiegen den Radverkehr benachteiligen. Und getrennte Phasen werden wegen der Reduzierung des Durchsatzes nur minimal eingesetzt werden. Bei gleichen Phasen für Rad- und Kfz-Verkehr wird es weiterhin zu den häufig fatalen Knotenpunktunfällen kommen.

Die ausführlichen Endnoten und Literaturhinweise erstrecken sich auf über 20 Seiten. Damit ist auch eine weiterführende Lektüre möglich. Allein dies ist eine gute Argumentationshilfe gegenüber eingerosteten Verwaltungen.

Rezensent Olaf Schultz mit den drei eigenen Statements:

  • Separierte Führung, egal welcher Art, provoziert Knotenpunktunfälle (»aus den Augen aus dem Sinn«)
  • Radwege sind sinnvoll, um am Kfz-Stau vorbeizukommen
  • Gute Radwege bedürfen keiner Benutzungspflicht

Zum Rezensenten

Olaf Schultz, Maschinenbauingenieur, Hamburg-Harburg, renitenter Großstadtalltags- und Reiseradler, Gründungsmitglied der Fahrrad-AG der TUHH, Selbstbau von mehreren Liegerädern, seit Längerem immer weiter in den Untiefen der Fahrradbeleuchtung versinkend.