Ausgabe 32 · Juni 2021
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Editorial
Liebe Leser*innen,
eigentlich sollte man häufiger feiern. Mit der 32. Ausgabe der Fahrradzukunft, die Sie hier und jetzt lesen können, ist kein prägnantes Datum verbunden und trotzdem ist einiges bemerkenswert. Es ist 16 Jahre her, dass eine kleine Gruppe Enthusiasten die Fahrradzukunft als Verein gegründet hat und vor 15 Jahren erschien die erste Ausgabe. Für mich ist es eine Premiere, denn ich schreibe hier zum ersten Mal das Editorial, obwohl ich von Anfang an dabei bin. Der Grund: Ich habe endlich Spaß an der redaktionellen Arbeit, weil die Videokonferenzen tatsächlich einen besseren persönlichen Kontakt herstellen als der bisherige E-Mail-Verteiler. Das hat auch dazu geführt, dass ich eine Aktion starten konnte, die mir schon lange am Herzen liegt, nämlich die Digitalisierung der alten Pro-Velo-Hefte. Sie kennen die Pro-Velo nicht? Dann lesen Sie meinen Beitrag dazu und lernen die Fahrradtechnik der 1980er und 1990er Jahre kennen. Ich vermute, dass die früheren Pro-Velo-Abonnenten zum Teil noch in unserer Leserschaft vertreten sind, und hoffe, dass sie sich genauso über diese Möglichkeit freuen wie ich.
Unser Titelbild und damit unser Hauptthema hat zu heftigen Diskussionen geführt. Muss auf dem Titelbild immer gelächelt werden? Oder darf man auch mal zeigen, dass Radfahren mitten im Straßen(Auto-)verkehr anstrengend ist und Konzentration erfordert? Darüber informiert uns ein Beitrag von Karl Brodowsky, der die Nutzung von Bundesstraßen als notwendige Verbindung für ein flüssiges Vorankommen als Radfahrer sieht und auch Vergleiche aus anderen Ländern zurate zieht.
Eine andere Kontroverse wird von unserem Redaktionsmitglied Stefan Buballa aufgegriffen und auf den neuesten Stand gebracht. Die Frage, ob Radfahren (statt Autonutzung) letztendlich ausschließlich gesund ist oder ob die Risiken, die sich dabei auch ergeben, den Gesundheitseffekt schmälern oder gar zunichtemachen. Dafür liegen Studien zugrunde, die versucht haben, eine Gesamtbilanz der verschiedenen Einflussfaktoren (Inaktivitätserkrankungen/Unfallrisiko/Risiko durch Luftverschmutzung) vorzunehmen.
Von Robert Bernhard kommt ein Beitrag über die Verkehrserziehung im frühen Kindes- und Jugendalter. In »Früh übt sich … Verkehrserziehung in Schule und Hort« wird ein Projekt mit theoretischem Fahrradunterricht, praktischem Fahrtraining und einer Anleitung zur Fahrradreparatur für Grundschüler beleuchtet. Damit bekommt das Fahrrad für die beteiligten Kinder möglicherweise eine andere Gewichtung.
Und es gibt mal wieder eine Buchrezension. Olaf Schultz hat für uns das Buch von Kerstin E. Finkelstein »Straßenkampf – Warum wir eine neue Fahrradpolitik brauchen« gelesen und kommentiert. Seiner Meinung nach könnte es eine nützliche und fundierte Handreichung oder sogar ein Augenöffner für die ein oder andere Verwaltung sein.
Unsere Rubrik Lieblingsrad darf ich diesmal mit meinem geliebten »Möhrchen« bereichern. Warum das Rad so heißt und wie es nach 30 Jahren fast einen technischen Selbstmord hingelegt hat und warum es heute wieder fährt, kann in dem Text entdeckt werden. Die Bilder dazu kann man schon fast als fahrradtechnisch historisch bezeichnen.
Was wäre die FZ ohne die kuriosen Beiträge zur Hohlspeiche. Wie hohl kann eine Hohlspeiche sein? Wir einigten uns auf Hohlspeiche hoch drei! Mal wieder ein »Radweg«, der den Namen nicht verdient, mit dem ökologischen Feigenblatt von Luftreinigern am Straßenrand und einer absurden millimetergenauen Beschilderung, die wahrscheinlich ihresgleichen sucht und in kaum einem anderen Land so bürokratisch präzise vorstellbar ist.
Viel Spaß bei allem. Und natürlich darf der Aufruf nicht fehlen, dass wir uns immer über Beiträge von »außerhalb« freuen, davon lebt die FZ.
Im Namen der Redaktion
Juliane Neuß