Fahrradzukunft

Ausgabe 41 · Juli 2025

Tern BYB S11 – Faltrad für Pendler im ländlichen Raum und im Gebirge

von Bero Borutzky

Als das Deutschlandticket einzog und ich so günstig über die Verkehrsverbundgrenze mit dem Zug zur Arbeit fahren konnte, entstand Bedarf für ein Faltrad. Die Wege von der Wohnung zum Bahnhof und vom Bahnhof zur Arbeit sind kurz, aber es gab öfter Zugausfälle, bei denen ich dann 8 km vor dem Ziel stand und auf den nächsten Zug warten musste oder die Strecke komplett gesperrt wurde. Da machte es Sinn, für diese Strecke das Fahrrad zu nehmen.

Bild 1: Das BYB direkt nach dem Kauf

Voraussetzungen

Das Fahrrad sollte im Vorerzgebirge auch steilere Steigungen bewältigen können, gut auf Wald- und Schotterwegen fahren sowie auch für die Fahrt bei Dunkelheit ausgestattet sein. Als Faltrad muss es gut zu falten und zu transportieren sein. Im gefalteten Zustand sollte es solide stehen.

Mein bevorzugter Blick lag auf 20-Zoll-Rädern, weil es damit komfortabler erschien, die gesamte Arbeitsstrecke von ca. 35 km mit dem Rad zurückzulegen. Brompton schied für mich wegen der kleinen Laufräder und der nicht bergtauglichen Schaltung aus. Das Birdy kam aufgrund der geschilderten Erfahrungen in der Fahrradzukunft 28 nicht infrage.

In den Fahrradläden vor Ort gab es die günstigen Falträder von Tern oder Dahon. Da diese nur ein Faltscharnier aufweisen, stehen die Laufräder gefaltet nicht parallel, sodass das Rad in diesem Zustand nicht geschoben werden kann. Der Magnetverschluss, um die Räder gefaltet zusammenzuhalten, war untauglich. Im Pendleralltag konnte ich beobachten, dass hier entweder mit einem zusätzlichen Klettband nachgeholfen wurde oder das Paket beim Tragen oder Hinstellen immer mal wieder auseinanderklappte.

Dann entdeckte ich das Tern BYB: Doppelfaltung oder auch Z-Faltung und mit einer formschlüssigen Halterung mit Zapfen an der Hinterradachse und einem Lochgummiband am vorderen Rahmen, um das gefaltete Fahrrad samt Lenker solide zusammenzuhalten, Vollausstattung mit Gepäckträger und Schutzblechen. Im gefalteten Zustand sollte es auch gut schiebbar sein. Verkauft wurde es als Variante mit 8-Gang-Nabenschaltung und Nabendynamo oder 11-Gang-Kettenschaltung ohne Dynamo mit Leichtlaufrädern. Leider war kein BYB bei einem Händler in der Nähe zu finden, um es auszuprobieren.

Der Neupreis für das 12,7 kg leichte BYB S11 liegt über 2.000 €. Gebraucht fand ich aber ein preisgünstiges Exemplar, das bereits einen Klickfix-Adapter angebaut hatte. Bei der Probefahrt schien erst mal alles zu passen.

Bild 2: Das Faltrad um- und ausgerüstet

Falten und Standfestigkeit

Zum Pendeln im Zug ist es perfekt geeignet. Im ICE passt das BYB in den Bereich zwischen den Sitzen, muss dafür aber auf das minimale Maß gefaltet werden. Dies geschieht, indem der Sattel durch Öffnen der zwei Sattelklemmen um 180° gedreht und zweimal eingeschoben wird. Dann werden die beiden Rahmenverschlüsse mit je einer Hand geöffnet, der Rahmen gefaltet, sodass der an der linken Vorderachse befindliche Zapfen in die Halterung rechts am Hinterrad eingedrückt werden kann. Danach wird der Lenker mit den zwei Hebeln gerade gestellt und dann umgelegt und mit dem Lochgummiband fixiert.

Bild 3: Zapfen am Vorderrad links
Bild 4: Halterung am Hinterrad rechts

Zum Schluss kann noch das linke Pedal demontiert und in die Halterung am Rahmen gesteckt werden. Bei den Steckpedalen muss ein Sicherungsring entfernt und dann die Entriegelung betätigt werden. Dabei kann es dreckige Finger geben. Als Zubehör gibt es eine Hülle, wie sie einige Verkehrsverbünde zur kostenlosen Mitnahme fordern. Diese Hülle kann man am Gepäckträger befestigen. Wenn die Hülle rechts am Gepäckträger befestigt ist, kann das Rad nicht gefaltet werden. Links angebracht, kann keine Tasche eingehängt werden.

Bild 5: Alternativer Sicherungsring mit »Griff«

Beim Auseinanderfalten muss man die richtige Einstellung wiederfinden. Bei dem mehrfach verstellbaren Vorbau und den zwei Sattelrohren klappt das nicht schnell und einfach. Wer dies täglich tun muss, sollte Markierungen anbringen und über Faltpedale nachdenken. Statt der fummeligen Sicherungsclips an den Pedalen gibt es bessere Alternativen mit kleinem Griff.

Bild 6: Rad gefaltet auf der Gummistütze stehend, noch mit großer Tasche
Bild 7: Rad einfach gefaltet mit kleiner Tasche
Bild 8: Entsperrhebel

Bei meiner täglichen Strecke wird der Sattel nur einmal eingeschoben und nicht verdreht, die Pedale werden nicht abgenommen und der Lenker wird nur geklappt statt vollständig gefaltet. Dies reicht, um im hiesigen Nahverkehr das Rad als Gepäckstück kostenlos zu transportieren. So ist der Falt- und Entfaltvorgang schnell erledigt. Konkret ist der Ablauf: Sattel einmal einfahren, rechte Kurbel nach vorne drehen, Verschlüsse öffnen, falten, einklicken, Lenker umlegen, festhaken. Beim Entfalten muss das Gummiband gelöst, der Lenker auf- und festgestellt, der Hebel der Zapfenhalterung zwischen den Rädern, in der Nähe der Kassette, gedrückt werden. Danach auseinanderfalten, mit dem Bein den einen Verschluss schließen, dann den anderen mit der Hand, zum Schluss den Sattel ausfahren.

Der Hebel der Zapfenverbindung ist nah an der Kassette, sodass man sich die Finger dann dreckig macht, wenn man von diesem abrutscht. Mit einer gewachsten Kette dürfte das Problem nicht bestehen.

Zusammengeklappt hält das Rad superfest. Es steht quer zur Fahrtrichtung, mit heruntergedrehtem Pedal, sodass es auch bei ruckeliger Zugfahrt nicht umfällt. Im stärker wackelnden Bus ist die Standfestigkeit nicht ganz gegeben. Es sollte mit der rechten Seite an eine Wand angelehnt werden, sodass es aufs linke Pedal kippt. Die Räder drehen sich im geklappten Zustand nicht, da das Rad auf einem Gummifuß steht, der sich unter dem Kettenschutz befindet. Dadurch kann es im gefalteten Zustand nicht vor- und zurückrollen.

Bild 9: Standardplatz im RB
Bild 10: Alternative im Fahrradabteil
Bild 11: Standfuß mit Gummikappe

Das Rad lässt sich nicht nur schnell zusammenfalten, sondern kann auch halb zusammengefaltet in »Rollatorfunktion« (mit nicht gefaltetem Lenker) geschoben oder gezogen werden. Geschoben wird es auf den Laufrädern. Gezogen wird es nur auf den kleinen Gepäckträgerrollen.

Bild 12: Rad als Rollator
Bild 13: Rad als Hackenporsche

Gefaltet oder ungefaltet kann es gut am Körper getragen werden. Im gefalteten Zustand ist es aufgrund der Breite etwas unhandlicher, aber trotzdem ohne Schwierigkeiten zu tragen, da man genau den Schwerpunkt des Rades greifen kann.

Probleme

Nach einer Weile stellte ich dann die ersten Probleme fest. Der Zapfen der Faltkupplung löste sich und ging auf einer Schotterfahrt verloren, ebenso später eine Rolle am Gepäckträger.

Bevor das Rad genutzt wird, müssen also alle beweglichen Teile bzw. alle Teile, die sich bei rüttelnder Fahrt lösen können, mit Schraubenkleber fixiert werden, so die Faltkupplung und die Gepäckträgerrollen.

Auf die Felgen der leichten Laufräder habe ich keine anderen Mäntel aufgezogen bekommen. Sie fanden keinen Halt und ploppten am Hinterrad immer wieder mit einem Knall von der Felge. Egal, wie sauber sie aufgezogen waren. Da war die Zugfunktion in der Rollatorfunktion auf den Gepäckträgerrollen super. Das Rad konnte von mir, zwar etwas mühsamer, als Hackenporsche nach Hause gezogen werden. Bei jedem Platten freut man sich über diese Funktion.

Auch die Hinterradnabe machte Probleme. Bei schneller Fahrt und bei kälteren Temperaturen schlägt die Kette stark, da die Sperrklinken nicht sauber laufen. Bei schlechtem Straßenbelag ist mir dabei die Kette abgesprungen. Die lässt sich nur wieder auflegen, wenn man den Kettenschutz abnimmt.

Nach nun einem Jahr täglicher Nutzung reißt das meistgenutzte Loch der Gummihalterung, die den Lenker fest an den Rahmen ziehen soll, aus. Hier muss man über eine Alternative nachdenken oder, bei täglicher Nutzung, sich einen Vorrat an Haltegummis zulegen.

Nachrüstungen

Da das Rad keinen Dynamo und Probleme mit anderen Mänteln und der Nabe hatte, ließ ich mir breitere Felgen mit einem SON-Nabendynamo aufbauen und ergänzte Scheinwerfer und Rücklicht.

Vom Hersteller Tern gibt es einen Scheinwerfer, der in den Vorbau integriert ist – die Lichtverteilung war mir aber nicht bekannt. So wurde es der kleine B + M EYC mit SON-Lenkerhalter. Beim Montieren muss man schauen, dass der Scheinwerfer nicht zu exponiert ist, um Beschädigungen beim Falten zu vermeiden. Hoch montiert, leuchtet er über alle Kabel hinweg. Ein kleiner negativer Effekt ist, dass die seitliche Abstrahlung des Scheinwerfers auf die polierten Lenkerklemmen fällt und somit etwas blendet.

Bild 14: Scheinwerfer

Für das Rücklicht existiert am Gepäckträger eine Befestigungsmöglichkeit.

Mit dem BYB bin ich täglich mit der Bahn unterwegs und ab und zu auf einer Straßen- und Schotterstrecke von ca. 35 km gefahren. Keine Ausfälle oder Defekte, nur die Kassette wird beim nächsten Wechsel von aktueller Rennradauslegung in Richtung Berggänge umgebaut werden.

Am Hinterbau sind Halterungen für einen Ständer und für Scheibenbremsen verbaut. An der Gabel fehlt die Aufnahme für eine Scheibenbremse, sodass ich bei Felgenbremsen bleibe, die auch ausreichend sind.

Taschen

Weiteres Nachdenken erforderte der Gepäcktransport. Der hintere Gepäckträger sitzt nicht wie üblich über dem Reifen, sondern ist nur ein Art Lowrider. Vorne ist der Klickfix-Halter dicht über dem Reifen am Rahmen angebracht, entgegen der Standardbefestigung am Lenker.

Beim Gepäckträger sitzt die obere Strebe nur knapp 43 cm über dem Boden. Große Gepäcktaschen wie meine Vaude Aqua Back Light sind ohne Inhalt super flach und klein faltbar, vollgepackt schleifen sie in Kurven aber am Boden.

Bild 15: Fahrradtaschen unterschiedlicher Größe – für Heck- und Frontgepäckträger

Die Aqua Back Light gibt es aber auch als kleinere Fronttaschen. Diese passen perfekt, müssen aber für den gefalteten Zustand des Rades auch möglichst weit vorne eingehängt werden, damit sie beim Aufstellen zum Transport des Rades nicht am Boden schleifen.

Beim Einhängen der Gepäcktaschen fällt auf, dass die Strebe des Gepäckträgers nicht durchgängig gerade ist, womit eine sinnvolle Positionierung der Taschen oder ein Tausch von rechts nach links nicht gut funktioniert. Ich habe Haken von alten Taschen mit Kabelbinder am Gepäckträger befestigt, sodass die Taschen nicht mehr verrutschen können.

Bild 16: Lowrider-Gepäckträger mit schiefer Aufhängung
Bild 17: Bastellösung Abstandshalter
Bild 18: Eingehängte Tasche mit Abstandshalter
Bild 19: Knapper Platz beim Abheben der großen Tasche

Auch der Klickfix-Halter am Steuerrohr ist problembehaftet, weil er sehr tief hängt. Für die Stabilität ist diese Befestigung am Rahmen gut, aber die wenigsten größeren Taschen passen, ohne an den Kabeln zu reiben. Ich würde gern eine kleinere Aktentasche verwenden. Modelle, die als Lenkertasche gedacht sind, passen aber am BYB nicht, weil sie aufs Vorderrad drücken würden. Beim BYB müssen sie eher wie bei Brompton-Taschen in der Halterung stehen.

Bild 20: Kleine Aktentasche für den Lenker

Ich hatte noch eine Fahrradaktentasche für den Gepäckträger, deren Kunststoff-Halterungsplatte gebrochen war. Die Platte habe ich durch Sperrholz ersetzt und eine Klickfix-Aufnahme in passender Höhe angebracht.

Bild 21: Aktentasche für Gepäckträger als Lenkertasche
Bild 22: Normale Lenkertasche

Es gab mal eine kleine Aktentasche von Klickfix, die ein 20-Zoll-Tablet beherbergen konnte. Genau diese nutze ich jetzt am BYB. Die Klickfix-Platte ist dort tiefer verbaut, sodass die Tasche nicht zu stark an den Kabeln schleift.

Mein Plan ist, eine Tasche nähen zu lassen, die ganz meinen Anforderungen entspricht. Oder die Klickfix-Halterung durch eine für Brompton-Taschen zu ersetzen, um aus dem großen Angebot von Brompton-Zubehör zu profitieren.

Sonderanfertigung

Zwischen dem Hinterrad und der Sattelstütze ist etwas Platz, sodass dort noch eine kleine Tasche für Werkzeug und ein Schloss hinpassen.

Bild 23: Schloss- und Werkzeugtasche

Nach längerer Zeit habe ich mir die Steckpedalhalterung am Rahmen angeschaut und Rostbefall festgestellt. Diese war mir sowieso ohne Abdeckung suspekt, da Regen und Dreck in den Rahmen gelangen können. Erst hatte ich mir eine Abdeckung aus einem billigen Lenkerstopfen geschnitten. Die zweite, noch billigere Variante mit einem alten Schlauch ist aber besser.

Bild 24: Schutzkappe für Steckpedalhalterung

Vor- und Nachteile

Nachteile

  • Wird das Rad vollständig gefaltet, ist beim Ausfalten die Suche nach der »richtigen Einstellung« etwas schwierig, insbesondere, wenn der Lenker vollständig angeklappt wird.
  • Zwischen Lenker und Rahmen gibt es eine Kontaktstelle, die mit Schutzfolie geschützt werden sollte.
  • Beim Falten kann es zu Konflikten mit den Pedalen kommen, wenn diese nicht in der richtigen Position sind. Das kann zu Lackabplatzungen führen.
  • Fronttasche kann im gefalteten Zustand nicht am Fahrrad bleiben.
  • kein Brompton-Adapter für die Fronttaschen – nur Klickfix
  • Der Gepäckträger ist sehr niedrig, sodass nur Fronttaschen passen.
  • kein Schutz für die offene Steckpedalhalterung
  • Steckpedale, die bei De- und Montage zu dreckigen Händen führen
  • keine Scheibenbremsen

Vorteile

  • Faltmaß ausreichend klein
  • Standardnaben und -schaltungen können genutzt werden
  • Linke Gepäckträgertasche kann im gefalteten Zustand am Rad bleiben
  • stabiler, nicht rollender Stand im gefalteten Zustand
  • gutes Schiebe- und Zugverhalten im gefalteten Zustand
  • gute individuelle ergonomische Anpassbarkeit durch mehrfach verstellbaren Lenker
  • schneller (unvollständiger) Faltvorgang
  • ICE-tauglich
  • Schutzbleche ausreichend heruntergezogen, sodass die Füße trocken bleiben
  • Steckpedale, da meistens leichter als Faltpedale
  • auflaufende Vorderradbremse

Zum Autor

Bero Borutzky (Jahrgang 1970), Alltagsradler