Fahrradzukunft

Ausgabe 40 · März 2025

Steckdose unterwegs – Teil 10

Volldampf aus dem Dynamo

von Andreas Oehler

Gängige Pedelecs stellen am 12-V-Ausgang für die Beleuchtung 18 W bereit, was mittlerweile auch mit passenden Leuchten für Abblend- und Fernlicht ausgenutzt wird. Selbst die effizientesten Dynamoleuchten konnten mit ihren 3–5 W Leistungsaufnahme da nicht mithalten. Auch bei Schnellladeverfahren von Smartphones und Powerbanks sind 15 W mittlerweile normal geworden.

Der Forumslader zeigte jahrelang unangefochten, dass auch aus Nabendynamos über 10 W geerntet und USB-Verbraucher mit bis zu 15 W versorgt werden können. Nun haben sich auch kommerzielle Hersteller von Fahrradelektrik mit großem Entwicklungsaufwand darangesetzt, in ähnliche Leistungsregionen am Nabendynamo vorzustoßen und diese für USB-Verbraucher und Hochleistungsscheinwerfer zu nutzen. Und sie müssen sich nicht vor Pedelec-Leuchten oder Powerbanks verstecken. Die Lösungen sind dabei sehr unterschiedlich und definitiv keine plumpen Kopien des Forumsladers. Alle setzen auf schnelle Microcontroller, die per MPPT(Maximum Power Point Tracking)-Algorithmus Spannung und Phasenlage des Nabendynamos beeinflussen, um die maximale Leistung aus diesem herauszuholen. Manche kommen ohne Puffer aus, andere nutzen Lithium-Ionen-Akkus, andere verwenden große Kondensatoren als Speicher.

Sinnvolle USB-Leistung auf einer Radtour

Moderne Smartphones und Powerbanks unterstützen verschiedene Schnellladestandards – meist basierend auf USB-PD(USB Power Delivery)-Standard. Ein Gerät handelt beim Einstecken des USB-Kabels aus, mit welcher Spannung und Leistung geladen werden kann. 10–30 W sind mittlerweile weitverbreitet.

Solche Schnellladeoptionen sind nützlich, wenn man z. B. bei einer halbstündigen Radelpause im Café die Steckdosennutzung erbittet, um ein leeres Telefon wieder auf 50 % Ladestand zu bekommen oder um auf dem Campingplatz beim Zähneputzen die Powerbank signifikant nachzuladen.

Während der Fahrt hat man es hingegen nicht so eilig mit dem Laden. Wenn man viele Stunden auf dem Rad verbringt, sollte das Telefon am Ende des Tages halt voll geladen sein. Ein modernes Smartphone benötigt mit laufender Navi-App und dauerhaft hellem Display 2,5 bis maximal 4 W. Eine USB-Ladelösung sollte also bei üblicher Fahrgeschwindigkeit zumindest 4 W liefern können, damit der Ladestand wenigstens gehalten werden kann.

Einige Radreisende möchten das Telefon während der Fahrt aber nicht mit einem Ladekabel verbunden haben, weil sie Schäden an der USB-Buchse befürchten oder bei Regen dort eindringendes Wasser. Für diese Nutzung wäre eine Ladelösung gut, die während der Fahrt ebenfalls mindestens 4 W liefert, diese aber in einem ausreichend großen Pufferakku speichert, um bei Pausen oder am Abend das Telefon schnell nachzuladen.

Anforderungen an Dynamo-Fernlicht

Mit der StVZO-Novelle 2017 wurde überraschend auch für Fahrräder Fernlicht zugelassen. Die Zulassungsanforderungen an eine solche Fernlichtfunktion sind an die Vorgaben für Motorradscheinwerfer angelehnt. Umgesetzt werden konnte das leicht bei Pedelec-Scheinwerfern, da hier, wie beim Motorrad, immer genug Leistung aus dem großen Akku zur Verfügung steht. Für »Fernlicht« muss der Scheinwerfer in erster Linie sicherstellen, dass 3,5 Grad oberhalb des hellsten Strahls des Abblendlichts mindestens 50 lx in 10 m Entfernung erreicht werden, wo beim Abblendlicht dort maximal 2 lx als Blendschutz erlaubt sind. Zudem wird zwingend ein Lenkerschalter gefordert, der es erlaubt, mit der Hand am Lenkergriff das Fernlicht schnell an- und vor allem auszuschalten.

Was könnte man nun mit einer Fernlichtfunktion am Fahrrad erreichen – wenn man in der Leistung selbst bei 10–15 W nicht auf das Niveau von Pkw-Scheinwerfern kommt? Folgende Anforderungen, die sich teilweise widersprechen und nie alle gleichzeitig umgesetzt werden können, sind denkbar:

  1. Gerade Landstraße
    Bei schneller Fahrt auf gerader Landstraße wird alle Leistung dazu genutzt, einen eng gebündelten Strahl höher als das Abblendlicht, aber noch unter der Horizontalen in die Ferne zu schicken, dabei bleibt der Nah- und Mittelbereich eher dunkel.
  2. Lichthupe
    Ein sehr flacher, heller Lichtfächer, minimal höher als die Horizontale, erzielt Aufmerksamkeit bei entgegenkommenden Fahrzeugführern.
  3. Hinweisschilder und Äste
    Die Abstrahlung ist deutlich höher als horizontal und relativ breit, übermäßig hell muss sie nicht sein.
  4. Hügeliger Weg
    Eine gleichmäßige Leuchtweite auch bei hügeligem Weg mit schwankendem Abstrahlwinkel kann durch einen weicheren Übergang der Leuchtstärke an der Oberkante statt an der harten Hell-Dunkel-Grenze des Abblendlichts erreicht werden.
  5. Kurven
    Auf der Kurveninnenseite wird deutlich weiter strahlendes Licht bereitgestellt, um der reduzierten Leuchtweite bei Kurvenneigung und Lenkeinschlag entgegenzuwirken.
  6. Offroad
    Der Strahl ist sehr breit und hoch für ein allerorts gleichmäßig helles Licht.
  7. »Panoramastandlicht«
    Ein helles Licht, um im Stand die Umgebung – vergleichbar zum Offroadlicht – auszuleuchten.

Im Folgenden stellen wir mehrere neue Lade- oder Scheinwerferlösungen mit hoher Leistungsausbeute vor.

Testkandidaten

Supernova M99 DY Pro

Bild 1: Supernova M99 DY Pro – der erste zugelassene Dynamoscheinwerfer mit Fernlicht
Bild 2: Supernova M99 DY Pro pro geöffnet – man erkennt die vorderste der neun LEDs

Ende 2022 stellte Supernova überraschend den ersten Fernlichtscheinwerfer für Nabendynamos vor. Beworben werden mit 200 lx und 600 lm Werte, die doppelt so hoch sind wie die bei den bisher besten Dynamoscheinwerfern. Das relativ kompakte Aluminiumgehäuse stammt vom Pedelec-Scheinwerfer M99mini. Neun pyramidenförmig angeordnete LEDs sorgen, unterschiedlich angesteuert, für Abblend- und Fernlicht. Ein Fernlicht-Lenkertaster mit Gummikappe und Status-LED lässt sich leicht mit dem Daumen betätigen.

Busch & Müller IQ-XL Highbeam

Bild 3: Busch & Müller IQ-XL Highbeam – voluminöser Scheinwerfer mit sehr breitem Lichtfeld
Bild 4: Busch & Müller IQ-XL Highbeam geöffnet. Man sieht zentral sechs der neun LEDs für Abblend- und Fernlicht sowie am Rand drei einzeln liegende LEDs für Tagfahrlicht.

Traditionshersteller Busch & Müller kündigte 2023 einen Dynamoscheinwerfer der Superlative an: bis zu 300 lx – das wird auch von Pedelec-Scheinwerfern kaum erreicht –, zudem ein extrem breites Lichtfeld. Real soll der Scheinwerfer aber erst Ende April 2025 auf den Markt kommen. Wie bei Supernova basiert der IQ-XL Highbeam auch auf dem Gehäuse und der Optik des entsprechenden Pedelec-Scheinwerfers. Von den neun LEDs leuchten die unteren drei fürs Abblend- und die oberen sechs fürs Fernlicht. Hinzu kommen noch drei weitere LEDs für ein Tagfahrlicht. Das Scheinwerfergehäuse ist in etwa doppelt so voluminös wie beim M99 DY oder Ladelux.

SON Ladelux

Bild 5: SON Ladelux – Fernlicht, USB-Laden und Pufferakku im kompakten Gehäuse
Bild 6: SON Ladelux geöffnet – der 1.200 mAh große Akku ist austauschbar

Schmidt Maschinenbau war bisher in erster Linie für hochwertige Nabendynamos bekannt. Der Ladelux setzt weiterhin wie schon im Edelux II auf den von Busch & Müller zugelieferten IQ-Premium-Reflektor. Allerdings sorgen beim Ladelux drei LEDs für 150 lx Abblendlicht und 200 lx Fernlicht. Eine komplett selbst entwickelte Elektronik holt mehr als 16 W aus Nabendynamos und puffert sie in einem 1.200-mAh-Akku. USB-Laden, Abblend- sowie Fernlicht können gleichzeitig genutzt werden. Der Lenkerschalter wertet den Druck aufs kantige Metallgehäuse als Schaltsignal aus und erlaubt, ein spezielles USB-Ladekabel per Magnetkontakt anzuschließen. Der Akku wird stets nachgeladen und ermöglicht es, auch bei sehr langsamen Teilstrecken mit voller Leistung Fernlicht und USB-Laden anzubieten.

Igaro C1

Bild 7: Igaro C1 – kantiges Design, zwei USB-Ausgänge, Konfigurier-App
Bild 8: Igaro C1 geöffnet – zwei große »Supercap«-Kondensatoren puffern hier die Energie

Andrew Charnley arbeitet seit Jahren an USB-Ladeadaptern unter der Marke Igaro. Dies ist sein erster Scheinwerfer. Seine Elektronik lädt zwei Super-Capacitor – voluminöser als zwei 18650-Lithium-Akkus. So ein Kondensator hat den Vorteil, langlebig und bei jeder Temperatur nutzbar zu sein, bietet aber nur etwa 10 % der Energiedichte eines Lithium-Akkus. Während übliche Dynamoscheinwerfer (wie auch M99 DY Pro und IQ-XL Highbeam) mit 5,5-V-1-F-Goldcaps etwa 5 Minuten schwaches Standlicht bieten, erlauben die beiden 2,7-V-120-F-Kondensatoren im C1 mehrere Minuten volle Leistung im Stand. Der Scheinwerfer ermöglicht mit zwei LEDs »main« und »low beam«, was den Nahbereich heller ausleuchtet. An der Rückseite finden sich zwei USB-C-Buchsen, mittels Kunststoffhaube vor Regen geschützt. Überraschend gibt es keinerlei Tasten. Das Konzept sieht vor, mittels einer Smartphone-App per Bluetooth alle Funktionen (Scheinwerferleistung je nach Pufferladestand und Umgebungshelligkeit, USB-Leistung je nach Pufferladestand und viel mehr) über dutzende Parameter individuell einzustellen.

Sinewave Beacon 2

Bild 9: Sinewave Beacon 2 – US-Klassiker mit rotationssymmetrischem Licht und USB
Bild 10: Sinewave Beacon 2 geöffnet – vergleichsweise »klassisch große« LEDs

Bei US-amerikanischen Reiseradlern ist der Beacon seit Jahren beliebt, weil er elektrisch und mechanisch robust Licht wie auch USB-Laden vom Dynamo bereitstellt. Die Version 2 ist seit einem Jahr verfügbar und soll in einigen Teilaspekten verbessert sein. Sein simpel rotationssymmetrisches, in Deutschland so nicht zulässiges Licht ist für die schnelle Fahrt auf Straßen weniger gut geeignet, weil es den Nahbereich zu hell erleuchtet und entgegenkommende Fahrzeuge unvermeidlich blendet. Der Kippschalter erlaubt es, zwischen einem sparsamen Tagfahrlicht auf maximale Helligkeit oder reinen USB-Betrieb umzuschalten.

Purple Dog Companion

Bild 11: Purple Dog Companion – französischer Newcomer mit Licht und USB-C
Bild 12: Purple Dog Companion geöffnet – werkzeuglos tauschbare 18350-Lithium-Zelle und drehbare Optik

Nikola Banishki, ein junger französischer Rahmenbauer, startet mit einer ganzen Reihe Dynamoleuchten. Das Topmodell ist eine Kombination aus Scheinwerfer und USB-Ladegerät – mit einem 1600-mAh-Pufferakku. Mit einem Lenkertaster können verschiedene Dimmstufen gewählt werden. Das Gehäuse ist mattschwarz beschichtet und werkzeuglos aufschraubbar.

Busch & Müller K-Werk

Bild 13: Busch & Müller K-Werk – Powerbank mit Dynamoanschluss
Bild 14: Busch & Müller K-Werk geöffnet – zwei fette 21700-Lithium-Zellen im stabilen Alugehäuse

In vergangenen »Steckdose unterwegs«-Artikeln bewerteten wir das weitverbreitete Busch & Müller USB-Werk als etwas zu schwach, um Smartphones daran zur Navigation zu betreiben. Jetzt gibt es das wesentlich größere K-Werk. Mit seinem zweizelligen 7,2-V-5000-mAh-Akku kann es auch große Smartphones 2–3-mal aufladen. Fünf blaue und eine rote LED zeigen den Ladestand. Überraschend ist die ausschließliche Nutzung eines Micro-USB-Anschlusses. Darüber kann die Powerbank aufgeladen werden – oder mittels eines Micro-USB zu USB-A-Adapter ein Verbraucher angeschlossen werden.

Gunzelcharge

Bild 15: Gunzelcharge – USB-Lader mit bis zu 30 W USB-PD fürs Gabelschaftrohr
Bild 16: Gunzelcharge geöffnet – USB-Lader mit bis zu 30 W USB-PD

Der Gunzelcharge wurde von Menoah Gunzel entwickelt, der bisher individuell konfigurierte Titan-Trekkingräder angeboten hat. Das ist der erste Nabendynamolader, der den USB-PD-Schnellladestandard nutzt. So kann man den Akkupuffer mit 30 W extern laden und ebenso schnell in einen geeigneten Verbraucher entladen. Der Gunzelcharge ist zur Montage im Gabelschaft vorgesehen, sofern dieser ausreichend lang ist.

Prüfaufbau und Messergebnisse

Vermessen wurden alle Muster an einem per Motor angetriebenen Nabendynamo SON28klassik. Der gleiche Testaufbau wurde auch in den letzten Artikeln dieser Reihe genutzt und beschrieben. Dieser 20 Jahre alte Nabendynamo ist etwas schwächer als viele aktuelle 6V-3W-Nabendynamos. Als Laufraddurchmesser wurde ein 28″-Rad mit 700 mm Durchmesser angenommen. Die elektrische Ausgangsleistung des Dynamos sowie die Lade-/Entladeleistung in den Pufferakku des Ladeadapters wird mit jeweils einem GMC Metrahit 29S gemessen. Als USB-Verbraucher dient die programmierbare elektronische Last Array 3711A.

Bild 17: Prüfstandaufbau mit angetriebenem Nabendynamo, Leistungsmessgerät und elektronischer Last

Olaf Schultz hat zusätzlich an einem anderen SON28klassic Lichtstrommessungen in der Ulbrichtkugel und die Lichtverteilung mit einem Goniometer durchgeführt.

Bild 18: Leistung, die dem Nabendynamo entnommen wird. Gemessen wird mit jeweils maximal entnehmbarer USB-Leistung bzw. eingeschaltetem Licht.

Wichtig bei Radreisen ist, dass schon bei mäßigem Tempo, wie es bei Gegenwind, bergauf oder bei Erschöpfung durchaus längere Zeit gefahren wird, viel Leistung aus dem Nabendynamo geholt wird. Neben dem bekannt guten Forumslader V6 schneiden hier Ladelux, Igaro C1 und IQ-XL Highbeam sehr gut ab. Bis Tempo 20 ist auch das neue K-Werk ganz vorne dabei. Wird keine Leistung für Licht oder USB-Verbraucher entnommen und ist der Akku voll geladen bei vorhandenem Puffer, geht bei allen Geräten die Leistung aus dem Dynamo auf vernachlässigbare Werte zurück. Im Diagramm ist dafür der Fall des Ladelux mit ausgeschalteten Verbrauchern und drei Viertel voll geladenem Akku dargestellt. Bei 80 % Akkuladestand wird dieser dann nur noch marginal geladen.

Überraschenderweise ist beim M99 DY Pro die Leistungsaufnahme im Fernlichtmodus geringer als bei Abblendlicht. Beim IQ-XL Highbeam ist die Leistungsaufnahme bei Fern- und Abblendlicht gleich – erst ab 35 km/h zieht er bei Fernlicht mehr Leistung.

Der Igaro C1 entnimmt i. A. nicht wie dargestellt kontinuierlich mehr Leistung mit zunehmendem Tempo. Meist schwankt die aufgenommene Leistung sägezahnförmig, was man bei der Fahrt aber nicht bemerkt. Hier haben wir die jeweils maximal gemessene Leistung dargestellt.

Bild 19: Ladeleistung in die Akkuzellen ohne angeschlossene USB-Verbraucher

Bei halb vollem Puffer haben wir gemessen, wie viel Leistung in den Akku fließt. Auch hier liegen die Werte von Ladelux und Forumslader recht dicht beisammen. Zum Schutz seines vergleichsweise kleinen Akkus begrenzt der Ladelux die Ladeleistung in diesen auf knappe 7 W. Mehr Leistung bei schneller Fahrt fließt, wenn parallel Licht oder USB-Laden eingeschaltet ist. Bis Tempo 20 kann das K-Werk mithalten. Der Gunzelcharge braucht eher Tempo 30, um Smartphones mit dauerhaft eingeschaltetem Display zum Navigieren zu versorgen. Er passt somit eher für eine Nutzung mit sparsameren Verbrauchern oder als Powerbank, die über einen langen Tag auf dem Rad gemütlich aufgeladen wird, zur Nutzung abends im Zelt. Der Companion ist noch etwas leistungsschwächer – und damit eher für die Versorgung von sparsamen GPS-Geräten passend. An den vergossenen Super-Caps des Igaro C1 waren vergleichbare Messungen leider nicht möglich.

Bild 20: Messergebnisse der maximalen dauerhaften Ausgangsleistung am USB-Anschluss. Bei Geräten mit Puffer wird so gemessen, dass kein Strom aus oder in den Akku fließt.

Mit 2,5–4 W will ein modernes Smartphone ständig nachgeladen werden, um tagsüber mit hellem Display als »Navi« zu dienen. Mit den Topladelösungen Forumslader V6, Igaro C1, K-Werk und Ladelux reicht dafür eine Fahrgeschwindigkeit von 15–20 km/h am eher schwachen SON28klassik. An einem starken Nabendynamo wie dem SON28-12 reichen schon 10–15 km/h für dauerhaften Navibetrieb. Der Beacon 2 braucht deutlich schnellere Fahrt für gleiche Leistung. Companion und Gunzelcharge sind hier nicht konkurrenzfähig.

Bild 21: Wirkungsgrad bei der Nutzung des USB-Anschlusses ausschließlich mit Energie aus dem Pufferakku

Alle hier betrachteten Ladeadapter sind relativ verlustarm, wenn es darum geht, aus dem Pufferakku wieder 2–4 W via USB an einen Verbraucher zu liefern. Über 90 % Wirkungsgrad werden eindrucksvoll bei K-Werk und Companion erreicht! Beim Ladelux sorgt der recht hohe Eigenverbrauch des schnellen Microcontroller für ungünstige Werte bei Verbrauchern mit unter 1 W Leistungsaufnahme.

Bild 22: Elektrische Leistung bei unterschiedlichen Nabendynamos

6V-3W-Nabendynamos sind zwar durch die StVZO-Vorgaben relativ ähnlich in ihrer Leistung, aber es gibt doch relevante Unterschiede. Der 20 Jahre alte SON28klassik, an dem hier aus Gründen der Vergleichbarkeit mit älteren Artikeln dieser Reihe alles vermessen wurde, ist schwächer als aktuelle Nabendynamos. Wir haben deshalb drei Verbraucher an vier sehr verschiedenen Nabendynamos getestet:

  1. SON28klassik: eher schwacher Vertreter von 6V-3W-Nabendynamos
  2. SONdelux12: Nabendynamo mit Sonderzulassung mit noch schwächerer Auslegung
  3. SON28-12: stärkster aktueller SON, mit ähnlicher elektrischer Leistung wie die besseren Modelle von Shimano und SP
  4. SON29S: ganz neues Modell von SON, noch mal erheblich stärker und mit 40 Magnetpolen weniger Flackern bei schlecht geglätteten Scheinwerfern

Ladelux und M99 DY verhalten sich an den vier Nabendynamos wie erwartet: Am wenigsten Leistung wird stets am SONdelux12 gezogen, etwas mehr am SON28klassik. Dann gibt es einen merklichen Sprung zum SON28-12 und noch mal einen weiteren Schritt zum SON29S. Grob kann man sagen, dass die Leistung, die der SON28klassik bei diesen Verbrauchern bei Tempo 20  erreicht, mit einem SON28-12 bereits bei 17 km/h erreicht wird – und mit einem SON29S bereits bei 15 km/h. Mit einem SONdelux12 müsste man dafür hingegen 22 km/h fahren.

Der M99 DY Pro funktioniert an allen genannten Nabendynamos einwandfrei. Das Fernlicht kann man am schwachen SONdelux 12 erst bei 15 km/h zuschalten und schaltet sich unter 10 km/h wieder ab. Mit einem SON28-12 steht Fernlicht schon ab 10 km/h zur Verfügung und leuchtet dann auch bei Schrittgeschwindigkeit noch. Der SON29S macht sich beim M99 DY Pro vor allem durch erheblich weniger Flackern bemerkbar, was an den anderen Nabendynamos bis 15 km/h deutlich wahrnehmbar ist.

Beim Ladelux wäre bei intensiver Nutzung von Fernlicht oder USB-Laden der Pufferakku bei gemächlicher Fahrt schneller leer, wenn man einen SONdelux12 oder SON28klassik nutzt. Am SON28-12 reichen 15 km/h im 28″-Rad, um an USB die maximal verfügbaren 4–5 W zu entnehmen, ohne dass der Pufferakku geleert wird. Um gleichzeitig das Abblendlicht ohne Pufferakku-Leerung zu betreiben, muss man schon 25 km/h fahren. Für USB und Fernlicht bräuchte man 35 km/h. Für dauerhaftes Fernlicht (ohne USB-Verbraucher) sind 22 km/h nötig. Am SON29S würde dafür schon Tempo 20 reichen.

Beim K-Werk ist das Verhalten bei langsamer Fahrt vergleichbar mit den beiden Scheinwerfern, bei schneller Fahrt hingegen komplett anders. Bei Tempo 20 liefert der SON28-12 mehr Leistung als der SON29S und bei 30 km/h ist sogar der SONdelux12 der stärkste!

Shimanos 6V-1,5W-Nabendynamos haben wir hier nicht dargestellt. Mit diesen liefern alle hier gezeigten High-End-Verbraucher sehr enttäuschende Leistungsausbeute.

Wer auf Radreisen oder sportlicher Langstrecke längere Etappen mit unter 15 km/h unterwegs ist, aber viel elektrische Leistung fürs USB-Laden oder/und Licht benötigt, der sollte unbedingt zu einem stärkeren Nabendynamo greifen. Das gilt für alle Ladegeräte und Scheinwerfer.

Tabelle 1: Daten zu den hier betrachteten Produkten
Hersteller

Modell
Speichertyp

Herstellerangaben
Anschlüsse

Bedienelemente
Ladenpreis
SON

Ladelux
Lithium-Ionen-Akku

Typ 18350
1200 mAh
1 × USB-C
oder
Apple Lightning Magnetkabel

Lenkertaster mit Magnetanschluss
479 €
seit Ende 2024 bei ausgewählten deutschen Händlern
Busch & Müller

IQ-XL Highbeam
- Lenkertaster 299 €
für April 2025 angekündigt
Supernova

M99 DY Pro
- Lenkertaster 325 €
Igaro

C1
Super-Capacitor

2 × 2,7 V-120 F
2 × USB-C

Einstellung und Statusanzeige über App
317 £
Purple Dog

Companion
Lithium-Ionen-Akku

Typ 18350
1600 mAh
1 × USB-C

Lenkertaster
395 €
Sinewave

Beacon 2
- 1 × USB-A

Kippschalter
$ 350
Gunzelcharge

Elite
Lithium-Ionen-Akku

Typ 21700
7000 mAh
1 × USB-C-PD $ 180
Jens During

Forumslader V6 Ahead
Lithium-Ionen-Akku

3 × Typ 18350
700 mAh
oder
3 × Typ 18650
2900 mAh
2 × USB-A

Taster zum Start im Stand
Option für Bluetooth-App
155 € (Bausatz)
255 € (fertiges Gerät)
i.A. lange Lieferzeit
Busch & Müller

K-Werk
Lithium-Ionen-Akku

2 × Typ 21700
5000 mAh
1 × Micro-USB
Adapter Micro-USB auf USB-A-Buchse
180 €

Abblend- und Fernlicht der Testmuster

Während elektrische Leistung vergleichsweise einfach in Diagrammen darstellbar und mit anderen Messwerten vergleichbar ist, gelingt das beim Licht von Scheinwerfern nur unbefriedigend. Fotos können den nächtlichen Eindruck des Lichtfeldes nur unzureichend wiedergeben. Wir haben daher alle Scheinwerfer am SON28klassik bei 20 km/h betrieben, auf eine helle »Fahrbahn« geleuchtet und aus der Position eines Radfahrers fotografiert. Dabei wurde die Belichtungsautomatik genutzt, um den hellsten Punkt aller Scheinwerfer gleich »weiß« darzustellen. Das entspricht der vollständigen Adaption des menschlichen Auges in komplett dunkler Umgebung und erlaubt einen guten Vergleich des Lichtfeldes. Wie hell die Scheinwerfer im Vergleich wirklich sind, zeigt nachfolgendes Diagramm der maximalen Beleuchtungsstärke in 10 m Distanz.

Man sieht in den Fotos in 28 m Distanz knapp 3 m hohe Säulen und kurz dahinter eine senkrechte, helle Wand. Das ermöglicht einen Vergleich, wie gut die verschiedenen Fernlichtlösungen Objekte oberhalb der Horizontale ausleuchten.

Bild 23: SON Ladelux Abblendlicht
Bild 24: SON Ladelux Fernlicht
Bild 25: Busch & Müller IQ-XL Highbeam Abblendlicht
Bild 26: Busch & Müller IQ-XL Highbeam Fernlicht
Bild 27: Supernova M99 DY Pro Abblendlicht
Bild 28: Supernova M99 DY Pro Fernlicht
Bild 29: Igaro C1 Main Beam
Bild 30: Igaro C1 combined Main und Low Beam
Bild 31: Purple Dog Companion
Bild 32: Sinewave Beacon 2

Beim Ladelux entspricht das Abblendlicht recht gut dem bekannten Lichtbild des Edelux II. Sein Fernlicht schließt sich lückenlos an die Vorderkante des Abblendlichts an, welches beim Zuschalten nur geringfügig abgedunkelt wird. Das Fernlicht ist nur knapp so hoch, dass Straßenschilder in 20–30 m Entfernung noch beleuchtet werden. Das Fernlicht sorgt für eine deutlich breitere, gleichmäßig hellere Ausleuchtung als das Abblendlicht. Solange der Pufferakku ausreichend geladen ist, kann das Fernlicht selbst im Stand zugeschaltet werden.

Das Abblendlicht des IQ-XL Highbeam hat eine ungewöhnliche Kreuzform mit sehr breiten »Armen« in mittlerer Distanz. Beim Umschalten auf Fernlicht rutscht das gesamte Lichtfeld deutlich nach vorne bzw. oben – und sorgt dann für ein sehr breites Lichtfeld in der Ferne. Das Nahfeld ist dabei vergleichsweise dunkel. Das Fernlicht leuchtet verglichen mit dem Ladelux deutlich weiter nach oben. Es ist auch schon bei langsamem Tempo zuschaltbar.

Das Abblendlicht des Supernova M99 DY Pro beleuchtet das Nahfeld vergleichsweise sehr hell und sehr breit – gut für langsame Offroadfahrt. Das Fernlicht kommt eher schmal, aber recht hoch dazu. Ab 10–15 km/h lässt sich das Fernlicht einschalten – bleibt dann aber auch bei etwas langsamerer Fahrt noch an.

Der »main beam« des Igaro C1 leuchtet die mittlere Distanz ähnlich breit aus wie das Ladelux-Abblendlicht, wird aber von einem sehr breit ausgeleuchteten Nahfeld ergänzt. Wenn man die »low beam«-LED dazuschaltet, wird der zentrale Bereich des Nahfeldes zusätzlich angestrahlt. Die Lichtverteilung des C1 orientiert sich an den StVZO-Vorgaben, hat aber deutlich zu hohe Blendwerte, um zulassungsfähig zu sein. Der hellste Punkt des Hauptfeldes ist dafür nicht dicht genug an der Hell-Dunkel-Grenze platziert.

Das Lichtfeld des Purple Dog Companion ist deutlich schmaler als das der anderen hier betrachteten Leuchten. Wie beim C1 ist das Licht auch an der StVZO orientiert, liegt aber bezüglich der Blendwerte noch weiter oberhalb des zulässigen Wertes. Für Fahrten auf relativ kurvenarmen Landstraßen ist das Licht aber durchaus geeignet, wenn man eine gewisse Blendung Entgegenkommender in Kauf nimmt.

Der Sinewave Beacon 2 ist für den Geschmack US-amerikanischer Reiseradler gestaltet, die seit jeher mit rotationssymmetrischen »Taschenlampen-Optiken« unterwegs sind. Das Licht des Beacon ist vergleichsweise schmal bei hellem Nahfeld und recht weichem Übergang zu den Seiten. Gut für Offroadfahrten – wenig sinnvoll auf Straßen.

Bild 33: Maximale Beleuchtungsstärke

Bei den Lux-Werten zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den High-End-Scheinwerfern: Beacon 2 und Companion sind bei allen Geschwindigkeiten relativ leuchtschwach.

Der M99 DY Pro steigert die Lichtausbeute über die Dynamodrehzahl nahezu linear. Viel Licht bei schneller Fahrt, aber bei mittlerem Tempo eher auf dem Niveau preisgünstiger Dynamoscheinwerfer. Das Fernlicht ist erstaunlicherweise im hellsten Strahl dunkler als das Abblendlicht – was auch mit der geringeren Leistungsaufnahme im Fernlichtbetrieb korreliert (siehe Bild 18).

Der IQ-XL Highbeam hat das hellste Abblendlicht. Das Fernlicht wirkt diffuser und weniger hell.

Das Abblendlicht des Ladelux liegt knapp hinter dem IQ-XL. Unschlagbar hell ist dieses aber im Stand und bei sehr langsamer Fahrt. Das Fernlicht des Ladelux ist bis Tempo 35 mit Abstand das hellste. Insbesondere bei langsamer Fahrt kann man damit schwierige Fahrsituationen temporär »taghell« erleuchten.

Der C1 lässt sich mit der App sehr variabel programmieren. Das Konzept ist aber ungewöhnlich und bedarf gründlicher Beschäftigung. Man legt vorab in der App fest, wie viel Licht bei vier Puffer-Ladestand-Niveaus jeweils zugeschaltet wird. Wenn sich der Ladestand ändert, wird in die jeweils nächste Stufe geschaltet. Ein fairer Vergleich des C1 mit anderen Scheinwerfern ist schwierig und hängt extrem von den Einstellungen ab. Wir haben uns bemüht, in den Einstellungen für die Tests das Maximale beim jeweiligen Tempo herauszuholen.

Lichtstrom

Bei Taschenlampen, Haushaltsleuchtmitteln und Scheinwerfern aus dem Offroadbereich wird seit jeher eher der Lichtstrom (als Maß für alles abgestrahlte Licht) statt die Beleuchtungsstärke am hellsten Punkt angegeben. Beides hat seine Berechtigung. Während bei schneller Fahrt auf nächtlichen Landstraßen bei Regen und regelmäßiger Blendung ein möglichst heller Fleck mitten im Sichtfeld entscheidend ist, ob man überhaupt etwas sieht, freut man sich auf dunklen, holprigen Waldwegen eher über viel breit gestreutes Licht. Lumen lassen sich aber nur aufwendig in großen Ulbrichtkugeln oder mittels zeitaufwendiger Goniometermessung ermitteln. Olaf Schultz hat Ulbrichtkugel-Messungen bei 20 und 30 km/h durchgeführt und alles am Goniometer verifiziert.

Tabelle 2: Gesamter Lichtstrom [lm] bei Betrieb an SON28klassik
Scheinwerfer 20 km/h 30 km/h Bemerkung
Abblendlicht Fernlicht Abblendlicht Fernlicht
IQ-XL Highbeam 378 481 428 614
M99 DY Pro 395 419 578 671
Ladelux 366 762 434 819
Beacon 2 110 451 110 580 Schalter down/up
Companion 57 225 57 312 Mode M3/M6
C1 190 575 190 575 niedriger/maximaler Strom
Edelux II 222 237 zum Vergleich

Die Goniometermessungen zu diesem Artikel findet man auf Olaf Schultz’ Webseite.

Kurvenlicht

Wenn man sich mit üblichem StVZO-Abblendlicht mit einem normalen einspurigen Fahrrad in die Kurve legt, nimmt die Sichtweite in der Kurveninnenseite durch den Lenkeinschlag und die Kurvenneigung deutlich ab. Das ist ärgerlich, weil man so in den bei Geradeausfahrt erkannten Abzweig nicht zügig abbiegen kann, ohne blind ins Dunkle zu fahren. Ein breites Fernlicht wie beim Ladelux und IQ-XL ermöglicht hier sehr gut, in eine zügig gefahrene Kurve hineinzuleuchten.

Bild 34: Straßenbegrenzungslinien zeigen, wie das Fernlicht beim Ladelux guten Einblick beim Abbiegen in die Seitenstraße ermöglicht, während nur mit Abblendlicht die Sicht in der Kurve unzureichend ist.

Fazit

Moderne Maximum-Power-Point-Tracking-Lösungen erlauben es, sehr viel elektrische Leistung aus Nabendynamos herauszuholen. Das sorgt für helles Abblendlicht aus Scheinwerfern und ermöglicht nützliches Fernlicht. Auch kann man so USB-Ladelösungen realisieren, die Smartphones auf Radreisen wirklich unabhängig von einer Steckdose machen. Reizvoll ist, dies alles in einem gemeinsamen Gehäuse wie beim Ladelux zu kombinieren. Der hohe Entwicklungsaufwand solcher High-End-Lösungen führt aber auch zu hohen Preisen, die nicht jedeR investieren wird.

Disclaimer

Andreas Oehler war als Angestellter von SON an der Entwicklung des Ladelux beteiligt. Getestet wurden Vorserienmuster, die von den jeweiligen Herstellern im Herbst 2024 kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Der Sinewave Beacon 2 wurde regulär im Handel erworben. Olaf Schultz ist unabhängig von den beteiligten Herstellern.

Zum Autor

Andreas Oehler (Jg. 1966) arbeitet als Maschinenbauingenieur beim Fahrradbeleuchtungshersteller Schmidt Maschinenbau.