Ausgabe 40 · März 2025
Was sich die Leser von der Fahrradzukunft wünschen
Ergebnisse der Leserumfrage – Teil 2
von Markus Hippeli
Im ersten Teil der Auswertung der Leserumfrage ging es um die Leser: Wer sind sie und wie gebrauchen sie das Fahrrad? Im zweiten Teil geht es nun darum, wie die Leser die Fahrradzukunft nutzen, wie sie sie einschätzen und was sie sich wünschen.
Nutzung
Die Leser der Fahrradzukunft sind recht treu, viele sind schon viele Jahre dabei und – das ist positiv – es kommen neue dazu:
Knapp 70 % lesen jede Ausgabe, 27 % lesen sie nur unregelmäßig:
Über 60 % lesen auch ältere Ausgaben – entweder gezielt oder stöbernd:
Die jeweils aktuelle Ausgabe wird sehr häufig komplett gelesen, entweder am Stück oder häppchenweise:
Auf die Frage, wie sie das Erscheinen einer neuen Ausgabe mitbekommen, antworten satte 86 % mit »per E-Mail«, am zweithäufigsten ist mit 9 % »spontanes Vorbeischauen auf der Homepage«.
Das weist auf eine Besonderheit hin: Ein sehr hoher Anteil derer, die die Umfrage beantwortet haben, ist im E-Mail-Verteiler der Fahrradzukunft. Das war deutlich an der Zahl der übermittelten Antworten zu sehen, die nach einer der beiden Hinweismails auf die Umfrage eingingen – »Abonnenten« haben in den Befragungsergebnissen sozusagen ein klares Übergewicht. Das ist per se nicht von Schaden, hat aber bei einigen Fragen Auswirkungen hinsichtlich der Interpretation. Aktuell sind im Mailverteiler ca. 8.000 Empfänger, wie viele davon tatsächlich aktive Leser sind und wie viele »Karteileichen« ist unbekannt. Da auf der Webseite keine Nutzermessung vorgenommen wird, ist das die einzige bekannte Zahl zur Größe der Leserschaft. Wie viele Leser ohne Account es gibt, ist Dunkelfeld und unbekannt.
Verblüffend war die überraschend geringe Weiterempfehlungsrate: »Nur« rund 38 % der Leser haben die Fahrradzukunft schon mindestens einmal weiterempfohlen, häufiger oder gar regelmäßig unter 20 % und knapp 43 % noch nie.
Der Grund fand sich in den ergänzenden Kommentaren zur Frage: Verblüffend viele sagten, sie seien die einzigen Radfahrer in ihrem Umfeld, sie würden schlicht niemanden kennen, der sich für das Thema Radfahren interessieren würde.
Ergänzt wurde das durch Kommentare, die auf den hohen Nerd-Faktor der Fahrradzukunft verwiesen: Fachsprache, sehr detailliert, teilweise Themen von geringerem Allgemeininteresse – dazu mehr im Feedback-Teil.
Themeninteressen und Feedback
Bei der Frage nach den Themeninteressen der Leser ergab sich eine breite Verteilung – nicht unerwartet mit einigen Spitzen:
Erwartungsgemäß ist der Bereich Technik sehr hoch gerankt: Knapp 90 % finden das interessant. Keine Überraschung: Die großen, aufwändigen Tests zu Nabendynamos, Ladegeräten und Nabenschaltungen sind beim Leserinteresse Dauerbrenner und wurden in den Kommentaren auch immer wieder explizit erwähnt.
Auf Platz 2 folgt mit gut 67 % das Thema »Alltagsradeln« – einerseits nicht verwunderlich, andererseits interessant: Warum »nur« 67 % – das ist doch das zentrale Thema der Fahrradzukunft?
Die Themen »Ausrüstung« und »Produktvergleiche« erfahren ebenfalls viel Zustimmung, auch hier nicht unerwartet. Auf Platz 4 liegt bereits Radverkehrspolitik und mit nur wenig Abstand folgt Radinfrastruktur. Hier war die Fahrradzukunft etwas dünn aufgestellt in den letzten Jahren und das Ergebnis ist Anlass, diese Themen noch mal stärker in den Fokus zu nehmen.
Die Themen mit den geringsten Interessensbekundungen sind »Radfahren mit Kindern«, »Elektromobilität« und »Medizin«. Wie in Teil 1 der Auswertung erwähnt, ist der Anteil der Leser mit Kindern vergleichsweise niedrig, das erklärt den niedrigen Wert.
Die Frage nach Themen und Themenbereichen, die die Leser gerne mehr in der Fahrradzukunft lesen würden, ergab insgesamt über 1.000 Hinweise. Vielen Dank dafür! Natürlich sind da einige Mehrfachnennungen dabei (das hilft bei der Clusterbildung), manches Unkonkrete und manches, das durch die ehrenamtliche Redaktion nicht leistbar ist. Aber es ist ein riesiger Fundus an Interessensbekundungen, auf dem die Redaktion aufbauen kann.
Ebenso gefragt war nach Themen, auf die die Leser künftig lieber verzichten würden. Auch hier gab es reichlich Hinweise – und nicht unerwartet zeigte sich: Was der eine als Thema vorschlug, darauf mag ein anderer lieber verzichten. Ob Reisebericht, Motorisierungsthemen oder Selbstbau, ob Technikthemen, lokale Themen oder Fahrradgeschichte, ob Lastentransport, Radeln mit Kindern oder Radfahren in anderen Ländern: Sehr viele Themen haben sowohl Interessierte als auch Nichtinteressierte.
Bewertung der Fahrradzukunft durch die Leser
Wir hatten in der Befragung das Ausmaß der Zustimmung der Leser zu einigen Aussagen abgefragt:
Die höchste Zustimmung mit 97 % ganz oder überwiegend erfuhr die Aussage »Die Fahrradzukunft ist für mich glaubwürdig«, dicht gefolgt von »Dadurch, dass die Fahrradzukunft nicht kommerziell und frei von Werbung ist, kann sie anders über Themen berichten« mit 95 %. 90 % sagen »Ich entdecke in der Fahrradzukunft immer wieder interessante Themen, die woanders nicht auftauchen« und 89 % stimmen der Aussage zu »Die Texte in der Fahrradzukunft sind gut geschrieben«.
Jeweils 88 % finden die Artikel in der Fahrradzukunft interessant und verständlich und konstatieren, »Es lohnt sich für mich, die Fahrradzukunft zu lesen«.
80 % sind der Meinung »Die Fahrradzukunft ist eine wichtige Ergänzung zu anderen Medien und Plattformen«, aber nur für 23 % ist die Fahrradzukunft die primäre Informationsquelle für Fahrradthemen – hier hätte ein sehr hoher Prozentsatz auch verwundert.
Natürlich ergibt sich aus der Bewertung auch Verbesserungspotenzial und Anlass zu sehen, was machbar ist: Die Homogenität der Textqualität ist nicht durchgängig hoch, die Bebilderung ein Dauerthema, die Gestaltung der Webseite und die Auffindbarkeit der Inhalte erfahren ebenfalls nicht uneingeschränkte Zustimmung. Auch in diesen Bereichen wartet also Arbeit auf die Redaktion.
In Summe ist das aber ein überaus positives Verdikt und die Kritikpunkte herauszufinden war ja gerade Ziel der Befragung. Vielen Dank dafür!
Bei den drei offenen Fragen nach konkreten Hinweisen, was man neu oder besser machen könnte, was beibehalten und was weniger machen, gab es neuerlich ein sehr breites Themenportfolio – über 800 Einzelnennungen.
Mit Abstand am häufigsten genannt wurde »bleibt genau so, wie ihr seid«. Immer wieder genannt wurde in unterschiedlicher Form die Sprache der Artikel – wie schon in Teil 1 der Auswertung angedeutet, wird sie teilweise als sehr akademisch wahrgenommen, als langatmig, als selbstverliebt – von anderen aber für die Präzision gelobt. Genau wie auch die Detailliertheit und Techniklastigkeit der Artikel einerseits begrüßt wird, andererseits aber (auch aus Sicht der Redaktion) durchaus zu Recht kritisiert wird. Schönste Formulierung diesbezüglich: »Ich habe das Gefühl, dass die Artikel oft an ältere Männer gerichtet sind, die nicht im Haushalt mithelfen. Aus diesem Blickwinkel sind zu viele Artikel geschrieben. Radfahrer sind aber auch weiblich und zum Teil müssen sie auch Kinder oder Einkauf transportieren etc.«
Dicht gefolgt von: »Sieht total angestaubt aus, so von alten Männern für alte Männer, mich stört das nicht, aber das lockt halt keinen hinterm Ofen vor.«
Vielfach genannt in unterschiedlicher Formulierung wird eine modernere Optik der Webseite inklusive besserer Bebilderung, eine bessere Auffindbarkeit und zugänglichere Texte. Exemplarisch: »evtl. zusätzlich auch kurze und ohne viel Hintergrundwissen verständliche Artikel, um Interesse bei neuen Lesern zu wecken.«
Häufig genannt wird der Wunsch, den Punkt Verkehrspolitik stärker zu thematisieren. Einige Wünsche sind schwierig zu erfüllen: Technisch sehr aufwändige Testberichte wie die zu Nabenschaltungen und Dynamos sind durch die ehrenamtliche Redaktion nur in engen Grenzen leistbar. Verständlich, dass viele Leser gerne mehr in dieser Richtung lesen würden, machbar ist das aber eher nicht. Das gilt auch für ein häufigeres Erscheinen der Fahrradzukunft: Auch das wäre zweifellos wünschenswert – die Realität einer ehrenamtlich produzierten Zeitschrift setzt dem allerdings Grenzen.
Hartes »Dafür« und »Dagegen« gibt es beim Thema Elektromotoren und ob Pedelecs ein Thema in der Fahrradzukunft sein sollten – teilweise sehr harsche Meinungen dagegen, mehr Offenheit gegenüber der Realität des Fahrradmarktes wünschen sich aber deutlich mehr Leser. Die bisherige Ignoranz des Themas durch die Redaktion wird – nicht ganz zu Unrecht – teilweise sehr deutlich kritisiert.
In Summe gab es auf der Feedbackseite sehr viel Lob, Dankbarkeit und Bestätigung für die Redaktion, insbesondere für den nicht kommerziellen Kurs und das regelmäßige gründliche Betrachten auch von Themen abseits des Mainstreams.
Die Verbesserungsvorschläge sind wertvoll und nachvollziehbar und haben bei der Vorstellung der Umfrageauswertung in der Redaktion neuerlich zu einer intensiven Diskussion über das Selbstverständnis der Fahrradzukunft und eigene blinde Flecken geführt. Genau das war das Ziel der Befragung. Der Prozess ist bei Weitem nicht abgeschlossen. Vieles, wenn nicht das meiste, ist nicht »mal eben schnell« verbessert, sondern wird in kleinen Schritten über die Zeit passieren.
Konkrete Vorschläge für Artikel gab es reichlich: Rund 450 Ideen von A wie Abstandssensor bis W wie Wasserstofffahrrad mit sehr vielen wirklich spannenden Vorschlägen – die Redaktion dankt!
Ein so spannendes wie schwieriges Thema ist die PDF-Version: Die einen hängen daran, die anderen finden sie aus der Zeit gefallen.
Wie wichtig ist die PDF-Version der Fahrradzukunft?
Seit jeher gibt es die Fahrradzukunft nicht nur als Webseite, sondern auch im PDF-Format. Was sich einfach anhört, hat gewaltige Konsequenzen: Der Aufwand zur Herstellung der PDF-Version ist erheblich, gleichzeitig hat es sich als schwierig erwiesen, jemanden zu finden, der diese Arbeit übernimmt. Das zusätzliche Ausgabeformat PDF hat zudem viele direkte und indirekte Konsequenzen – von Einschränkungen fürs Layout und für inhaltliche Möglichkeiten der Webversion bis hin zum Erscheinen in gebündelter Form als Komplettausgabe anstatt z. B. in Form einzelner Artikel dann, wenn die fertig sind. Gleichzeitig macht erst die PDF-Version aus der Fahrradzukunft gefühlt eine »richtige« Zeitschrift. Entsprechend ist das Thema »PDF« in der Redaktion ein steter Diskussionspunkt: Braucht man das PDF nach fast 20 Jahren immer noch? Bringt es Mehrwert oder ist es mittlerweile eher ein Klotz am Bein? Um in dieser Frage weiterzukommen, war die Meinung der Leser gefragt – und auch das war gar nicht so einfach.
Aggregiert nach Antworten, bevorzugen 52,9 % der Leser die Onlineversion und 47,1 % die PDF-Version. Das zeigt: Das PDF wird nicht nur geschätzt, sondern auch genutzt.
Die Antwort auf die Frage nach der Wichtigkeit der PDF-Version fällt entsprechend aus:
52,9 % der Leser halten sie für wichtig oder sehr wichtig, lediglich 20,7 % für unwichtig oder optional. Das sieht nach einem recht klaren Votum aus.
Ganz so einfach ist es aber aus gleich mehreren Gründen nicht:
- Psychologisch ist es schwer, sich bewusst ersatzlos von über viele Jahre Gewohntem zu verabschieden – wie jeder weiß, der mal seine Wohnung ausgemistet hat.
- Die Teilnehmer der Befragung kamen zu einem hohen Anteil aus dem Kreis der Abonnenten, die sich einen Account angelegt haben und so per Mailingliste benachrichtigt werden. Den Account braucht man aber eigentlich nur, um das PDF herunterladen zu können. Auf die Fahrradzukunft ohne PDF lässt sich auch ohne Account zugreifen. D. h., es ist anzunehmen, dass die Freunde des PDF ein deutliches Übergewicht in der Befragung haben.
- Bei den detaillierten Nutzungsangaben fanden sich nur vergleichsweise wenige Nutzungen, die tatsächlich das PDF erfordern – fast alle ließen sich auch auf anderen Wegen realisieren.
- Das Erstellen des PDF bindet erheblichen Aufwand der Redaktion, gleichzeitig fehlt notorisch eine Person, die das verlässlich und in guter Qualität umsetzt.
- Durch das Format PDF entstehen gegenüber einem reinen Webformat zwangsweise einige deutliche Einschränkungen – angefangen von vergrößerbaren Bildern (wie z. B. den Grafiken der Umfrageauswertung) über die Möglichkeiten interaktiver Elemente und Fragen des Layouts bis hin zu Offensichtlichem wie der Erscheinungsfrequenz.
Es gibt gute Gründe für das PDF und genauso sehr gute Gründe dagegen – auch die Redaktion ist da nicht einer Meinung. Was vor 20 Jahren klare Vorteile hatte, wird durch den technischen Fortschritt in den letzten Dekaden heute teilweise zum Hemmschuh. Und so wird diese Diskussion sicherlich immer wieder geführt werden, nun aber mit Rückendeckung der Meinungen der Leser.
Fazit
Nach fast 20 Jahren Redaktionsarbeit im dunklen Raum zum ersten Mal umfängliches Feedback von den Lesern zu bekommen war eine spannende Sache. Und eine sehr lohnenswerte: Bereits der Weg hin zur Entscheidung für eine Leserbefragung führte zu einer ausführlichen Auseinandersetzung der Redaktion mit Selbstverständnis und Zielen der Fahrradzukunft. Die Ergebnisse der Befragung gaben dem ein neues Fundament: Viel Motivation entstand durch das Lob und den Zuspruch – gleichzeitig bekamen unterschiedliche Positionen Untermauerung durch die Antworten der Leser. Blinde Flecken wurden aufgedeckt und reichlich Hinweise und Ideen eingesammelt. Die Revolution bleibt aus –, aber die war auch nicht das Ziel.
Klar ist: Die Fahrradzukunft soll jünger werden, weiblicher, zugänglicher und für ein breiteres Publikum attraktiv sein. Offener für Themen wie Pedelecs und stärker in relevanten Themengebieten wie Verkehrspolitik. Sichtbarer. Gleichzeitig soll und will sie sich ihre Nerdigkeit, Tiefe und gelegentliche Kauzigkeit erhalten. Dieser Freiraum ist einerseits nötig, um die Motivation der Ehrenamtlichen zu erhalten und um andererseits auch Themenbereiche abseits des Mainstreams abdecken zu können.
Das Ziel ist also, das Bewährte fortzuführen, gleichzeitig aber insgesamt etwas breiter, offener und moderner zu werden – ein veritabler Spagat. Zur Umsetzung sind eine ganze Reihe an Maßnahmen angedacht, die in die Leistungsfähigkeit und Kapazität der Ehrenamtlichkeit eingepasst werden müssen. Es bleibt also spannend – die Zukunft wartet auf die Fahrradzukunft!