Ausgabe 13 · April 2011

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Radwegescouts sorgen für mehr Verkehrssicherheit

von Wilfried Brandt

Das Abschneiden der Landeshauptstadt Düsseldorf im Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) im Jahr 2005 mit einem Mittelwert von nur 4,19 Punkten sowie die tägliche Auseinandersetzung mit behindernden oder gar gefährlichen Situationen auf und an Radwegen haben dazu geführt, dass der Ordnungs- und Verkehrsausschuss der Landeshauptstadt Düsseldorf am 28. März 2007 die Einführung von Radwegescouts beschlossen hat.

Die Idee zur Einführung von Radwegescouts in Düsseldorf ist bestechend einfach: Zahlreiche private und öffentlich-rechtliche Radiosender bedienen sich freiwilliger automobiler VerkehrsbeobachterInnen, die ihre Beobachtungen direkt an die Sendeanstalten melden, damit diese Informationen direkt in die Verkehrsberichterstattung einbezogen werden können. Dabei liefern diese Verkehrsbeobachter nicht nur Informationen über Staus, sondern auch über zusätzliche Gefahrenquellen wie etwa Fahrbahnschäden und verloren gegangene Ladung auf den Autobahnen. Diese Angaben versetzen Polizei und das Amt für Verkehrsmanagement in die Lage, kurzfristig auf gemeldete Störungen reagieren und so Schlimmeres verhindern zu können.

Ziel des Beschlusses des Ordnungs- und Verkehrsausschusses war es, dass sich interessierte BürgerInnen als freiwillige Radwegescouts bei der zuständigen Fachverwaltung, dem Amt für Verkehrsmanagement, melden. Durch die regelmäßige Berichterstattung der Radwegescouts wird die Arbeit der Fachverwaltung unterstützt und die notwendigen Arbeitsabläufe zunehmend optimiert. Die Arbeit der Radwegescouts wird dabei durch den ADFC und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) auf lokaler Ebene unterstützt.

Radwegescouts kommen in der Verwaltung an

Wie in vielen anderen Lebensbereichen auch, muss ein Produkt bzw. eine Idee den Weg in die Öffentlichkeit finden, um von den InteressentInnen wahrgenommen zu werden. Die InteressentInnen konnten sich deshalb zunächst außerhalb der zuständigen Fachverwaltung über ihre zukünftigen Aufgaben informieren und sich auf Wunsch in eine entsprechende TeilnehmerInnenliste aufnehmen lassen. Diese Liste wurde dann später an das zuständige Amt für Verkehrsmanagement übergeben. Diesem Amt obliegt es seit nunmehr fast vier Jahren, die Arbeit der Radwegescouts zu koordinieren und diese auch in fachlicher Hinsicht zu unterstützen. Dazu hat das Amt für Verkehrsmanagement die Radwegescouts bereits wiederholt eingeladen.

Gleich zu Beginn der »Werbeaktion-Radwegescouts für Düsseldorf« hatten sich bereits über 20 FahrradfahrerInnen gemeldet. Die Zahl der Radwegescouts hatte sich bis zur Vorstellung des bislang einmalig vorgelegten Erfahrungsberichts der Verwaltung Mitte 2009 auf 32 Personen erhöht. Bezogen auf die Größe der Stadt Düsseldorf sollten langfristig ca. 60 FahrradfahrerInnen als Radwegescouts tätig sein.

Digitale Mängelerfassung

Die von den Radwegescouts erfassten Mängel mussten zunächst außerhalb der Fachverwaltung gesammelt und analog erfasst werden, um diese dann an die zuständigen Dienststellen weiterzuleiten. Dieses aufwändige und umständliche Verfahren wurde Ende 2007 durch einen digitalen Erfassungsbogen auf den Internetseiten der Landeshauptstadt Düsseldorf ersetzt. Diese Form der Radwegemängelmeldung wird auch den FahrradfahrerInnen, die nicht als Radwegescouts tätig sind, durch kleine Handzettel bekannt gemacht, die über die Fahrradstation am Hauptbahnhof und interessierte Fahrradfachgeschäfte verteilt werden. Die darauf abgedruckte Internetadresse führt unmittelbar auf die Internetseite, auf der festgestellte Radwegemängel eingegeben und an die Fachverwaltung weitergeleitet werden. So sind eine zentrale Mängelerfassung und die zeitnahe Mängelbeseitigung für mehr Sicherheit für alle FahrradfahrerInnen in der Stadt gewährleistet.

Positive Ergebnisse mit Klärungsbedarf

Der erste – und bislang einzige – vom Amt für Verkehrsmanagement vorgestellte Erfahrungsbereicht macht deutlich, dass von den bis zum 8. Mai 2009 über 400 gemeldeten Radwegemängeln rund 300 von den Radwegescouts stammen und ca. 120 Mängel von anderen RadfahrerInnen gemeldet wurden. Der Erfahrungsbericht offenbart zugleich, dass bau- und planungstechnische Mängel, Mängel in der Beschilderung und illegales Gehwegparken für die meisten Mängelmeldungen verantwortlich sind. Die bildliche sowie zahlenmäßige Darstellung der gemeldeten Radwegemängel erlaubt jedoch keine Aussagen über Ursache und Schwere des einzelnen Mangels, sodass für die Öffentlichkeit sowie die Radwegescouts keine Einschätzung darüber möglich ist, wie die vom Amt für Verkehrsmanagement als »ablehnungswürdig« befundenen Radwegemängel zu beurteilen sind.

Bild 1

In ihrem Erfahrungsbericht kommt das Amt für Verkehrsmanagement der Landeshauptstadt Düsseldorf zu folgendem Fazit:

Die Möglichkeit, mit einem Formular speziell Mängel an Radverkehrsanlagen (als einer von vielen Teilen des Verkehrsraumes) melden zu können, ist im Sinne der Fahrradförderung grundsätzlich sinnvoll. Es können Probleme dieses Verkehrsbereiches schneller erkannt und beseitigt werden als das im Rahmen der üblichen Verkehrssicherungspflicht möglich wäre.

Meldungen, die höheren planerischen oder baulichen/finanziellen Aufwand erfordern, müssen allerdings nach wie vor in die Gesamtabwägung der personellen und finanziellen Ressourcenverteilung einfließen.

Das Meldeverfahren, die verwaltungsinterne Verteilung der Aufgaben und deren Abwicklung sowie die Beteiligung der Scouts funktionieren grundsätzlich, sollen aber entsprechend wachsender Erfahrung weitergehend optimiert werden.

Letztlich ist davon auszugehen, dass mit zunehmendem Bekanntheitsgrad des Meldeformulars und einer steigenden Anzahl von Fahrradnutzern auch die Anzahl der Meldungen erheblich ansteigen wird.

Interessierten LeserInnen steht der vollständige Erfahrungsbericht zur Verfügung.

Weitergehende Informationen erteilt das zuständige Amt für Verkehrsmanagement der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Ein Gewinn an Verkehrssicherheit

Zahlreiche Radwegescouts der ersten Stunde engagieren sich bis heute für mehr Verkehrssicherheit in Düsseldorf. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag dazu, dass alle FahrradfahrerInnen auf ihren Wegen von mehr Verkehrssicherheit profitieren und weiterhin bestehende Konfliktpunkte mit FußgängerInnen und dem motorisierten Individualverkehr entschärft werden.

Bild 2. Von: Guido Köhler

Die erfolgreiche Arbeit der Düsseldorfer Radwegescouts und das digitale Verfahren zur Erfassung der Radwegemängel finden auch in anderen Kommunen Interesse. In Kommunen, die bislang diese Form der Radwegemängelmeldung nicht anbieten, bietet der ADFC (z. B. in der Hansestadt Rostock) die Möglichkeit, festgestellte Radwegemängel in ein entsprechendes Formular einzutragen und dieses dann an die Stadtverwaltung weiterzuleiten. Diese Form der Radwegemängelmeldung sollte im Sinne einer bürgerinnenfreundlichen Verwaltung nur als Zwischenlösung genutzt werden.

Fazit

Seit Anfang 2007 gehört die Landeshauptstadt Düsseldorf der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e. V. an. Die Aufnahme in diese Arbeitsgemeinschaft ist verbunden mit der Verpflichtung, weitere Schritte in Richtung eines in Zukunft fahrradfreundlichen Gemeinwesens zu tun. Dies kann letztlich nur dann gelingen, wenn engagierte BürgerInnen wie die freiwillig tätigen Radwegescouts die Arbeit des Amtes für Verkehrsmanagement unterstützen.

Unabhängig von der Größe eines Gemeinwesens lohnt es sich gleich in mehrfacher Hinsicht, wenn sich fahrradbegeisterte Menschen als Radwegescouts engagieren. Denn in der Summe profitieren alle BürgerInnen davon, wenn ihre Verwaltung mit großer Kosten- und Ressourceneffizienz arbeitet und bestehende Mängel und Gefahrenstellen an und auf Radwegen zum Wohle aller VerkehrsteilnehmerInnen schnell und nachhaltig beseitigt werden.

Eine regelmäßige Berichterstattung über die von den Radwegescouts für die Allgemeinheit freiwillig geleistete Arbeit trägt zum positiven Image einer Gemeinde, einer Stadt oder eines Landkreises bei. Außerdem motiviert eine positive Berichterstattung mehr Menschen dazu, sich ebenfalls freiwillig als Radwegescout für mehr Verkehrssicherheit in ihrem Umfeld einzusetzen.

Zum Autor

Wilfried Brandt (50), Diplom-Ingenieur Stadtplanung und Maschinenbauer, ist Fachreferent der SPD-Ratsfraktion Düsseldorf für die Fachbereiche Bauen, Stadtentwicklung, Verkehrsplanung und Umweltschutz.