Ausgabe 3 · November 2006

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Velocase

von Christof Waas

Ja, gefallen haben sie mir schon beim ersten Kontakt. Praktisch schienen sie zu sein, haltbar und stark. Aber teuer sind sie auch … So konnte ich mich nie wirklich durchringen zu dieser Kaufentscheidung.

Dann begann meine Frau auch Liegerad zu fahren. Plötzlich fanden wir uns zusammen auf Radurlaub. Und auch zur Spezi fuhr sie mit ganz anderen Augen mit. Und sie erkannte sofort, dass das »was Gscheites« ist! Ich brauchte die Ausgaben nicht zu argumentieren, und so haben wir seit eineinhalb Jahren zwei Velocase.

Bild 1: Velocase Vorder- und Rückansicht

Die Koffer sind äußerst stabil (darauf sitzen und sogar stehen halten sie aus – Testperson mit 86 Kilogramm, Herstellerangabe: max. 100 Kilogramm). Die Innenverkleidung besteht aus einer rund 1 Millimeter dicken, elastischen Kunstoffmatte, die sauber verklebt und gut abwaschbar ist. Die kritischen Klebestellen dürften rund um die Einbuchtung beim Schloss sein, sowie die Abdeckung der Scharniere zwischen Deckel und Koffer selbst. Aber bis heute haben wir da noch keine Probleme.

Das Innenmaß beträgt (L × B × H) ca. 33,7 cm × 19,7 cm (18,7 cm im Schlossbereich) × 28,5 cm – wobei es sich um das »alte« Modell handelt – das Neue ist an die gewachsenen Notebooks angepasst. Dessen Maße sind auch auf der Velocase-Homepage noch nicht ersichtlich. Das vom Hersteller angegebene Gewicht von 1.950 Gramm ist ziemlich korrekt (inkl. Haken).

Befestigt werden die Koffer mit Kunststoffhaken, die paarweise mit einem Band verbunden sind. Dieses Band löst beim Abnehmen vom Gepäckträger die Verriegelung der Haken, mit der das ungewollte Abladen des Gepäcks erfolgreich verhindert wird. Die federbelasteten Kunststoffsperren schnappen beim Beladen des Rades automatisch ein.

Bild 2: Sektflasche ist zu hoch, Wasser passt, der Laptop wurde sorgfältig ausgewählt, damit er hinein passt (15″) – die neue Serie Velocase ist größer und soll auch die neuen Laptops mit Breitbildschirm aufnehmen

Das Hakensystem wird auf eine Profilschiene an der Rückseite aufgeschoben und sitzt dort durch Reibung in Position. Entsprechend schwer sind sie aufzuschieben, aber es funktioniert gut. Bei sehr hoher Beladung kann es sein, dass die Reibung nicht ausreicht, und auch wegen der dann höheren Belastung der Haken ist dann die Montage eines zweiten Paares angeraten und problemlos möglich.

Bild 3

Sonst gibt es keine Befestigungsteile, auch keine Haken, die das Pendeln des Velocase verhindern. Das erscheint auch nicht nötig, ist aber sicher von der Konstruktion des Trägers abhängig.

Solcherart befestigt, wird es kaum gelingen, die Velocase zu überladen. Mit knapp 20 Litern Inhalt ist früher die Belastungsgrenze des Gepäckträgers erreicht. Ein offizielles Lademaximum ist mir aber nicht bekannt.

Da das Hakensystem am Deckel montiert ist, kann der Velocase nicht am Gepäckträger hängend geöffnet werden, zumindest nicht vernünftig. Die Koffer können aber innerhalb von Sekunden abgenommen werden, deshalb sollte das kein Problem sein. Unangenehmer ist das, wenn man die Fläche, die durch zwei Velocase und Gepäckträger entsteht, für zusätzliches Gepäck nutzt. So fein diese ebene Ladefläche ist, so erschwert deren Nutzung doch den Zugang zum Inhalt der Velocase.

Bild 4: Velocase am Trike

Der erste Test war gleich eine zweiwöchige Schweizdurchquerung. Ein Trike wurde mit den VeloCases beladen, das andere mit zwei Ortlieb Bikepacker Classic. Dies stellte sich für uns als ideale Kombination heraus. Die Taschen für Wäsche, Kulturbeutel, etc. Die Velocase für Küche und Technik (Ladegeräte, Palm, …), sowie heiklere Kleidung und Einkäufe unterwegs.

Als sehr praktisch hat sich auch die Abschließbarkeit herausgestellt. Die Velocase selbst sind mit einem relativ einfachen Schlüssel gegen Öffnen zu sichern. Am und mit dem Rad haben wir sie mit einem kunststoffummantelten Stahlseil verbunden. Die Fahrradschlösser durch die beiden Schlaufen des Seiles, das Seil durch die Griffe der Velocase, fertig. So kann man auch wertvolleres Gepäck bei Besichtigungen zurücklassen.

Die Schlösser sind mit einer Hand zu bedienen – ein leichter Druck von unten auf die Schnalle lässt das Schloss aufspringen, geschlossen wird es mit einer Handbewegung von oben nach unten. Einmal gemacht, kann man das auch in dunkelster Nacht.

Seit dem Urlaub habe ich im Alltag einen Velocase ziemlich regelmäßig im Einsatz, den zweiten nicht so oft. Meist erledigen wir unsere Einkäufe damit, und Tagestouren finden niemals ohne statt.

Eineinhalb Jahre Velocase möchte ich hier wie folgt zusammenfassen:

Ja, sie haben alle unsere Erwartungen erfüllt und teilweise übertroffen!

Die Vorteile resultieren primär und direkt aus der Kofferkonstruktion:

  • Inhalt ist bestens geschützt (Laptop!), 100 % dicht
  • auch weiche und empfindliche Inhalte möglich (frisches Gemüse, Obst, Flaschen, gebügelte Wäsche, …)
  • heizen sich in der Sonne nicht so auf wie dunkle Taschen
  • sind besser, weiter sichtbar (helle Alu-Oberfläche)
  • jederzeit eine Sitzgelegenheit
  • ab- und anschließbar!
  •  … und Kleinigkeiten wie: besser in der Hand zu tragen, fallen nicht um beim Hinstellen, …

Auch die Nachteile folgen aus der Konstruktion:

  • Auf dem Gepäckträger unserer Trikes klappern sie ein klein wenig, aber zu wenig, um mich wirklich zu stören.
  • Preis – Rüdiger »Velocase« Gabriel lässt die Koffer bei Rimowa fertigen. Geht mal in einen Koffershop und fragt nach den Preisen eines Rimowa-Koffers! Ja, sie sind teuer, aber ihr werdet auch kaum einen besseren finden.

Das war es auch schon mit den Nachteilen. Trotzdem möchte ich mich hier nicht pro oder contra Velocase/Packtaschen festlegen. Beide haben ihre Vor- und Nachteile, wir haben uns durch die Kombination der beiden Systeme die Rosinen heraus gepickt.

Zum Autor

Christof Waas ist beruflich Systemadministrator in Kirchdorf a.d. Krems, Alltags und Reiseradler, manchmal mit leichten Rennambitionen. Er ist Österreichpartner des HPV-Deutschland e. V. und Herausgeber des ARGUS-Dachgeber-Verzeichnisses Österreich. Er fährt seit vielen Jahren regelmäßig mehrtägige Touren, anfangs mit Trekking- und Reiserädern, seit 8 Jahren ausschließlich mit Liegerädern. Seit auch seine Frau Liegeräder fährt, werden die reinen Fahrradurlaube immer mehr.