Ausgabe 3 · November 2006
Diesen Artikel als PDF
Christiania-Dreirad: Zeitungen, Altglas – und Kids!!
3 Uhr morgens.
Der Wecker klingelt.
Langsam aber bestimmt aus dem Bett fallen.
Anziehen.
Runter gehen in den Fahrradschuppen.
Hoffentlich sind die Zeitungen nicht so schwer heute morgen, das würde das Austragen erleichtern.
Im Fahrradschuppen angekommen.
Mist, ich habe vergessen gestern das Leergut wegzubringen.
Jetzt muss ich sechs Colakästen und einen Wasserkasten ausladen.
NA JA.
Nun wird es aber Zeit zur Ablage der Zeitungen zu fahren.
3:20 Uhr morgens.
Wieder Mist!
Die Zeitungen sind super schwer. Schnell alles eingeladen.
Dummerweise ragen die Zeitungen über die Oberkante des Kastens, hoffentlich hält die Plane.
Das Fahrrad ächzt, mit mir zusammen sind das bestimmt zweihundertundfünfzig (250) Kilogramm. Wobei ich nur schlanke achtzig Kilo wiege. Nun aber los. Ich muss aufpassen, nicht zu schnell in die Kurven zu fahren, sonst krachen die Speichen der Vorderräder wieder.
Aber schnell auf Kreuzungen zu fahren macht Spaß. Autofahrer, die den Radweg blockieren werden immer so lustig hektisch, wenn sich ein Lastenfahrrad nähert.
6 Uhr morgens erst mal Feierabend.
Fahrrad in den Schuppen, Leergut wieder einräumen. Ach nee, erst vorher gegen 8 Uhr die Kinder in den Kindergarten und in die Schule bringen.
Die Plane kann drauf bleiben, es hat angefangen zu regnen.
Zeitungspacktaschen noch vom Gepäckträger nehmen, die müssen nicht unnötig nass werden.
Kinder weggebracht.
Jetzt das Leergut wieder einladen und weg damit. Auf dem Rückweg gleich einkaufen. Lebensmittel, Feuerholz vom Baumarkt, Kinderfahrrad aus der Werkstatt abholen. Alles auf einem Weg.
Kinder wieder abholen. Das übliche Ein und Ausgehsteige diverser Kinder um den Kasten des Fahrrades herum. Ein paar schaffen es auch auf den Sattel.
Meine eindringliche Bitte, nicht die Feststellbremse zu lösen, wird weitgehend ignoriert. Es fängt an zu regnen. Plane auf den Kasten. Allgemeines Geschrei, die Fenster müssen auch geschlossen werden.
Wieder meine Bitte, keine Fußgänger und Radfahrer aus dem geschlossenem Fahrrad heraus zu beleidigen.
Auf dem Rückweg geht es leicht bergab. Bei einigen Kurven fahre ich auf zwei Rädern in Schräglage, was für wildes Gegröle sorgt. Die Speichen müssten das aushalten. Zu Hause angekommen geht es schon bald wieder los. Ein Kind und ein Fahrrad in den Kasten verladen und zu einem Kindergeburtstag bringen.
Auf dem Rückweg bei Schwiegermama vorbei und Sperrmüll zum Wertstoffhof bringen. Ein Kühlschrank, ein alter Tisch, eine kleine Kommode, diverser Kleinkram. Ich muss dreimal fahren.
Zitat Oma: »Ach, ich hät gedacht, kähmst mit dem Auto«!?!
Mit dem Auto hätte ich auf jeden Fall zweimal fahren müssen und mitten durch den beginnenden Berufsverkehr.
Nun ist es auch Zeit das Kind vom Geburtstag abzuholen.
Noch einen Freund, der auf dem Weg wohnt, mit nach Hause bringen.
Also, zwei Kinder und ein Fahrrad einladen.
Dann ist der Tag vorbei, bis morgen früh drei Uhr.
Zum Autor
Guido Geßel-Kuss aus Hannover. Überzeugter Fahrradfahrer.