Meinen ersten Satz Marathon Plus (mit rotem Aufdruck) habe ich fast zwei
Jahre gefahren und war überaus zufrieden. Über die absolute
Pannensicherheit und den geringen Verschleiß war ich des Lobes voll bis
zu dem Tag als ich die vielen Risse bemerkte.
Bei beiden Reifen war fast über den gesamten Umfang die schwarze
Lauffläche entlang der Profillinien eingerissen. Mein Händler hat dann
anstandslos zwei neue Reifen auf den Tisch gelegt und ich habe ihm nach
dem Auswechseln die alten zurückgegeben. Dann fing jedoch der Ärger an.
Auffällig war, das die alten Reifen (roter Aufdruck) sehr stramm auf der
Felge saßen, während die neuen (blauer Aufdruck) extrem locker waren.
Das führte dazu, dass ich beim Hinterreifen erstmalig nicht in der Lage
war, den Reifen aufzuziehen. Durch die Schaumeinlage ist der Reifen in
Querrichtung sehr steif, wodurch das Aufziehen sowieso schon schwerer
fällt als bei anderen Reifen. Nun kam noch dazu, dass bei den Versuchen
die zweite Reifenseite über das Felgenhorn zu heben, die erste
Reifenseite immer wieder wegrutschte. Ich musste dann einen Mitarbeiter
meines Händlers bitten, den Reifen aufziehen zu helfen (der hatte den
Trick raus mit Händen, Knien und Füßen).
Ich fuhr dann die Reifen etwa 4 Wochen lang mit 6 bar (übrigens, der
Verschleiß ist jetzt deutlich höher als bei den Reifen mit rotem
Aufdruck!). Dann ging es auf die Alpentour. Hier waren die Reifen
natürlich auf die maximal erlaubten 8 bar aufgepumpt. Außerdem hatte ich
rund 10 Kilogramm Gepäck auf dem Gepäckträger. Am siebenten Tag hatte
ich mit einer kleinen Reiseluftpumpe die Reifen nachgepumpt. Das könnte
bedeuten, dass der Druck im Reifen leicht höher war als 8 bar.
Kurz darauf bemerkte ich dann bei einer Passauffahrt, dass das hintere
Rad eine Unwucht hatte. Der Grund war, dass der Reifen an einer Stelle,
auf nur einer Seite leicht aus der Felge gerutscht war. Ich vermutete
ein Karkassenschaden, den ich als nicht unmittelbar gefährlich
einschätzte. Kurz danach, auf der Abfahrt, sprang der Reifen jedoch
vollständig von der Felge. Zu dem Zeitpunkt hatte ich den Reifen erst
etwa 1.000 Kilometer gefahren. Ich habe dann einen neuen Schlauch
eingelegt und bin mit weniger Reifendruck weiter gefahren. Es gab
dadurch keine neuen Probleme.
Es blieb jedoch ein ständiges Misstrauen, was mir das Vergnügen an den
Abfahrten verdarb.
Zurück zu Hause habe ich einige Vergleiche angestellt: Alle Marathon
Plus, die ich habe, sind locker über das Felgenhorn zu heben, während
alle anderen Reifen so stramm sitzen, wie man das gewohnt ist. Mit dem
Hinterrad und den Reifen war ich dann gestern bei meinem Händler. Dort
stellte sich heraus, dass auch der normale Marathon so locker sitzt.
Mein Händler meinte: »Dann darf man eben diese Reifen nicht für
Rennradfelgen verkaufen.«
Nun frage ich mich, für welche Felgen sind sie dann geeignet? Nach
meinen technischen Handbüchern ist die Reifengröße 25–622 auf jeden Fall
für Felgen mit 14 Millimeter Innenmaß (Rennradfelgen) geeignet. In
meinen Augen haben die Marathon Plus der Größe 25–622 unzulässiges
Übermaß. Es ist sogar leicht möglich den vollständig montierten Reifen
über die Felgenhörner zu heben (siehe Fotos).
Der Händler hat Reifen samt Felge an den Hersteller des Reifens, Ralf
Bohle GmbH, geschickt, um den Sachverhalt zu klären.
Die Antwort lautete:
Sehr geehrter Herr Dieckmann,
wir haben Ihr Laufrad samt Reifen in der Zwischenzeit über Ihren Händler
erhalten und geprüft.
Dabei haben wir festgestellt, dass der Innenumfang des Reifens unserem
Standard entspricht. Hier richten wir uns nach der DIN und ETRTO-Norm
(European Technical Rim and Tire Organisation). Bei der Messung Ihres
Laufrades fiel allerdings auf, dass dieses im Schulterdurchmesser zu
klein ausfällt (Ist 620,52 – Soll 621,95 ±0,5mm), und damit 4,5mm im
Umfang vom Standard abweicht. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass der
Reifen durch hohen Druck und Belastung von der Felge sprang.
Aufgrund unterschiedlicher Felgenbettprofile lassen sich Reifen
unterschiedlich leicht bzw. schwer montieren, wie in unserer
vorangegangenen Mail erklärt. Mit den Abmessungen bei Schwalbe Reifen
richten wir uns nach der oben genannten Norm, da wir so eine
kundenfreundliche Montage mit einem guten und sicheren Reifensitz ohne
großen Zentrierungsaufwand auf möglichst allen in Markt befindlichen
Felgen gewährleisten können.
Reifen von Mitbewerbern fallen zwar im Einzelfall etwas kleiner aus,
jedoch kann man auch hier zwischen Reifen und Felge »durchschauen«. Bild
anbei. Dies beruht vor allem auf der Ausprägung des Felgentiefbetts.
Bild 4
Von: SCHWALBE – Ralf Bohle GmbH
Wir haben zwischenzeitlich Ihr Laufrad an Ihren Händler geschickt und
auf dem Kulanzwege einen neuen Reifen sowie Schlauch und Felgenband
beigelegt. Wahrscheinlich ist diese Reifen-Felgenkombination mit einem
niedrigeren Luftdruck (zwischen 5–6 bar) ohne Probleme fahrbar. Eine
Garantie hierfür können wir bei einer derart untermaßigen Felge jedoch
nicht geben. Wir empfehlen Ihnen, die untermaßige Felge durch eine
normgerechte zu ersetzen.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesen Informationen geholfen haben und
stehen bei Rückfragen gern zu Ihrer Verfügung.
Probleme mit unpassenden Reifen-Felgen-Kombinationen scheinen nicht selten
zu zu sein. Wer Erfahrungen mit Reifen-Abschälern oder unmontierbaren
Reifen gemacht hat und seine Beobachtungen präzise beschreiben
kann, gerne mit Fotos: Schreibt uns!
>redaktion@fahrradzukunft.de