Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

nun haben wir es doch noch rasch vor Weihnachten geschafft, die Ausgabe 35 fertigzustellen. Der Herbst war – neben dem Ukrainekrieg – gekennzeichnet von Angst vor Energiemangel und weiterhin verfehlten Klimazielen. Ein größerer »Aufreger« als der Klimawandel sind in Deutschland jedoch die Proteste dagegen gewesen: Alle Populisten schreien nach Gesetzesverschärfungen für Demonstrant*innen, die mit Blockaden eventuell Sand ins Getriebe der lieb gewordenen »Normalität« streuen könnten. Denn: Mit Flugzeug und Auto über Gebühr die Umwelt zu zerstören oder das Leben von Menschen zu gefährden scheint immer noch ein selbstverständliches Grundrecht (für jede*n, der es sich leisten kann ;-). Da haben sogar Spitzenpolitiker der Grünen Mitleid, wenn’s zu Verspätungen durch Klimademos kommt …

… weniger Mitleid hat man mit den zahllosen Radler*innen, die jedes Jahr von Lastwagen bei Abbiegeunfällen verletzt oder getötet werden. Das und der alltägliche Stau erscheinen so normal wie Regen im November. Es sei denn, der Tod einer Radlerin (und der Stau) könnte Menschen in die Schuhe geschoben werden, die gegen ebendiese klima- und menschenfeindliche Verkehrspolitik demonstrieren, die uns all dies beschert. Die Rezension des Buches »Autokorrektur« von Sandra Littig in dieser Ausgabe passt von daher perfekt.

Ausdruck dieser verfehlten Verkehrspolitik sind unter anderem auch »Radwege« in schlechtem Zustand, die man überall findet: Pertermann und Scholz erläutern in ihrem Artikel, wie sich die Oberflächenqualität mit wenig Aufwand messen lässt.

Juliane Neuß legt den zweiten Teil ihrer Ergonomieserie vor – diesmal mit Schwerpunkt Sattelstellung und Beckenposition. Zumindest im Schaltungsbereich gibt es aber auch Menschen, die ein bisschen weniger Ergonomie bevorzugen: Wiesner-Glufke erklärt uns in seinem Beitrag, warum ein Gang für »alles« reicht.

Nachwachsende Rohstoffe bei Muskelkraftmobilität? Der Tübinger Eckardt Hellmich erläutert im Interview mit Redaktionsmitglied Andreas Oehler die Entwicklung seiner originellen Bambusanhänger. Abgerundet wird die Ausgabe schließlich durch einen Bericht über zwei interessante Fahrradevents: den »Le Concours de Machines« in Frankreich und die »Bespoked« in London. Britta Zimmermann war für uns dabei.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre. Und wie immer: Ob Verriss oder Lob, wir freuen uns über Feedback!

Stefan Buballa