Ausgabe 25 · August 2017
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Getränkekiste transportieren – Befestigung per Schiene
Als ich vor einigen Jahren mehrere Monate auf mein neues Auto warten musste, kam die Frage auf, wie ich in der Zwischenzeit meine diversen Getränke- und Bierkisten vom Händler nach Hause transportieren kann. Die Lieferung durch eine Getränkefirma machte mir zu viele Terminabsprachen nötig und für einen Lastenanhänger habe ich keinen sicheren Stellplatz.
Sogar ein klappbarer Lastenanhänger schied wegen des engen Treppenhauses und des Transports durch mehrere Türen in den Keller als Alternative aus.
Hilfreiches Internet
Da ich bereits 2008 eine schnelle Internetverbindung nutzen konnte, waren wertvolle Informationen nicht weit.
Der berühmte Haken für den Gepäckträger (wie z.B. der DuoBoxBoy) ist in der Tat einfach und simpel in der Anwendung. Einfach die Kiste seitlich einhängen. Doch was wiegt eine Bierkiste mit 20 vollen Flaschen? Rund 20 kg! Aber: Es ist eine schwankende Last, die nur an einer Seite hängt und bei jeder Lenkbewegung besteht die Gefahr, dass sich die seitlichen Gepäckträgerstreben unter der schwingenden Last verbiegen. Auch der Kontakt mit den Speichen ist nicht ausgeschlossen – mit bekannt negativen Folgen.
Keine seitliche Last – es hat schon gute Gründe für die Verkehrssicherheit, dass für den Transport von Kleinkindern mit dem Fahrrad nur Sitze als mittig zentrierte Last oder Anhänger sinnvoll sind.
Nach der Bilderdurchsicht im Internet war mir klar, dass nur die zentrierte Last für den sicheren Transport sinnvoll ist. Allerdings fand ich keine käufliche Lösung, jedoch eine Eigenkonstruktion aus Norddeutschland: Eine massive Platte, fest mit dem Gepäckträger verbunden – und vier senkrecht eingeschraubte Gewindestangen an den Plattenecken, mit dem Hinweis, diese bräuchte man für die genormten Löcher in den Kisten.
Da war die Lösung für meine Konstruktion nicht mehr weit. Alle mir bekannten Getränkekisten unterliegen einer Norm. Egal, ob große oder halbe Kisten – in den Ecken sind diese von unten werksseitig gelocht!
Lösungsansatz: Die Schiene
Nachdem ich diese Norm-Löcher geprüft und vermessen hatte, ergab sich ein Bolzenabstand von 280 mm und eine sinnvolle Länge für den Transport von 120 mm. Also braucht man nur eine Schiene mit zwei Stangen und keine massive Platte, wie online vorgefunden.
Praktischerweise hat mein Gepäckträger einen Bügel unterhalb des Sattels und ist fest mit dem Rahmen verschweißt. Legt man die Schiene quer auf den Träger fehlt zur Befestigung nur eine Art Schraubklammer. Die gibt es in Form einer massiven Stangenhalterung aus dem Laborbedarf (Aluminiumkörper mit den Maßen von 35 × 35 × 60 mm).
Ein erster Test mit der einseitig befestigten Schiene auf dem Gepäckträger und mit einer Getränkekiste, fixiert über die beiden Stahlstangen, ergab, dass der verschraubte Alukörper der Belastung durch das Kistengewicht nicht standhalten kann. Die Schiene lockerte sich in kurzer Zeit bedenklich. Auch da war Abhilfe nicht weit: Zwei weitere Stangen von ca. 25 mm Länge, an der Unterseite der Schiene verschraubt, verhindern zuverlässig diese seitliche Bewegung.
Im Bild sind Bolzen aus Aluminium zu sehen, die in der Breite passend zum Gepäckträger montiert sind. Es könnten auch handelsübliche Gummidämpfer sein, die im Inneren ein metallisches Schraubgewinde enthalten.
Wie fixiert man die Getränke-Kiste oben?
In meinem Falle habe ich die Schiene so angeordnet, dass sich der Rand der Getränkekiste gegen den hinteren Sattelrand drückt. Das funktioniert bei mir super. Passt die Lage des Sattels nicht oder ist dieser gefedert, bleibt nur der Spanngurt zur Sicherung der Kiste. Besser nicht in der elastischen Version, sondern den mit der Ratsche zum Spannen.
Bequem und einfach
Nachdem die technischen Fragen gelöst waren, unternahm ich mit der eigenen Trägerschiene diverse Testfahrten – nicht auf geteerten Radwegen, sondern auf unbefestigten Strecken.
Keine Flasche verließ den Kasten, die Schiene hielt zuverlässig. Die Reaktion des Flascheninhaltes durch den CO2-Überduck bei heißem Sommerwetter wurde nicht getestet!
Bei den Testfahrten fiel mir allerdings etwas anderes auf. Wie hält man ein Fahrrad stabil, wenn während der Beladung mit der Kiste der Lenker umschlägt? Es ist eigentlich das selbe Problem wie mit einen auf dem Träger montierten Kindersitz. Das Rad fällt um – es sei denn, man hat einen guten, stabilen Zweibeinständer am Rad sowie die bekannte Lenkerfeder zum Stabilisieren des Lenkers in der Geradeaus-Stellung. Das übliche Spiralfederelement habe ich übrigens durch eine Eigenentwicklung ersetzt. Diese wirkt nur beim Beladevorgang, danach ist sie wirkungslos. Es muss also nicht ständig gegen die Federkraft gelenkt werden. In einer der nächste Ausgaben von Fahrradzukunft plane ich darüber zu berichten.
Zusammen mit einem befreundeten Fahrradmechanikermeister begutachteten ich viele Gepäckträgermodelle auf deren Kompatibilität. Meine Schienenkonstruktion könnte durch Langlöcher, verschiebbare Bolzen und weitere Verstärkungselemente auf die meisten Konstruktionen angepasst werden. Jedoch: Wer will bei dünnen Gepäckträgerstreben einfacher Modelle die Verantwortung übernehmen? Deshalb haben wir die eigene Produktion des Getränkehalters mit anpassbaren Halterungen unterlassen. Zu teuer in der Herstellung, zu ungewiss die sichere Handhabung bei dünnen Trägern.
Was bleibt: Schlicht und einfach nachbauen! Dann passt der Träger und er ist ausgesprochen preiswert.
Zum Autor
W. David arbeitet als Entwicklungsingenieur für chemische Forschungsanlagen. Eine seiner privaten Entwicklungen fand weltweit Verbreitung als Zuführungsroboter.