Fahrradzukunft

Ausgabe 42 · Dezember 2025

Eichkatz Rinko Roller

Schnell und kompakt zerlegt

von Karsten Will

Seit 2022 beschäftigt mich das Reisen mit dem Rad in der Bahn. Bereits vor dem Artikel in der Fahrradzukunft Nr. 34 hatte ich Rinko für mich entdeckt. Dieser japanische Ansatz, mit zerlegtem Rad spontan, kostenlos und ohne Stellplatz im Zug, auch im Fernverkehr, unterwegs zu sein, hatte mich direkt überzeugt. Einige Monate nahm ich eines meiner regulären Räder auf diese Weise mit, bis ein Birdy-Faltrad meine wöchentlichen Dienstreisen noch angenehmer machte.

Im Urlaub, wo ich höhere Ansprüche an Fahreigenschaften, Ergonomie und Reparierbarkeit habe, nutzte ich aber weiterhin Rinko. Mein Rad zusammen mit sämtlichem Gepäck teilweise lange Strecken zu tragen, durch bahntypische Umstände oft mehr als zwingend nötig und zusätzlich in Eile, erschien mir dabei als notwendiges Übel. Denn schließlich war der ebenfalls in Ausgabe 34 vorgestellte Rinko-Roller von Cycles Cadence zwar einerseits eine international beachtete logische Weiterentwicklung des Prinzips, andererseits aber ein exotisches und extrem teures sowie trotzdem in vielen Aspekten meinem geschätzten MTB unterlegenes Spezialrad. Den wollte ich also nicht wirklich. Das Konzept ließ mich aber nicht mehr los. Ich überlegte, ob es sich nicht auch auf mein Rad, und entsprechend auf viele andere, anwenden ließe.

Im Folgenden möchte ich meinen Ansatz vorstellen.

Bild 1: Ja, das ist ein Fahrrad. Eichkatz Rinko Roller in der Seitenansicht

Die längste Entfernung beim zerlegten Rad, vom Steuerrohr bis zum Schaltwerk, liegt schräg und minimiert so das Packmaß. Für mein Rad, ein modernes MTB mit Rahmengröße L und 27,5″ × 3,0″-Laufrädern, erreiche ich 109 cm × 79 cm × 42 cm (bzw. 40 cm bei demontiertem Schaltwerk). Der Sattel sorgt als dritter Punkt neben den beiden Laufrädern für einen sicheren Stand.

An den Sattelstreben sind Halterungen für eine Achse angebracht. Auf dieser werden die Laufräder befestigt. Das zerlegte Rad rollt auf seinen eigenen Laufrädern.

Bild 2: Die teilbare Achse ist mit zwei Halterungen an den Sattelstreben befestigt.

Ein am Steuerrohr befestigter Griff erlaubt bequemes Ziehen ebenso wie präzises Schieben. Darüber hinaus verhindern die Deckel, an denen er befestigt ist, dass Fett aus den Lagern den Benutzer oder andere verschmutzt oder dass Teile verloren gehen.

Bild 3: Eichkatz Rinko Roller von vorne und oben, mit Griff in der Hand

Zerlegeprozess

Einige Teile bleiben sinnvollerweise am Rad. Die restlichen sowie das nötige Werkzeug passen sauber sortiert in eine kleine, leichte Tasche, die ausgerollt überall eine angenehme Arbeitsumgebung schafft und sowohl am Sattel als auch am Rahmen befestigt werden kann.

Bild 4: Das Rad vor der Demontage. Die Tasche mit Teilen und Werkzeug ist am Sattel befestigt
Bild 5: Das umgedrehte Rad. Die Tasche mit Teilen und Werkzeug ist ausgebreitet.
Bild 6: Die Laufräder sind ausgebaut, die Pedale abgenommen, die Achse montiert.
Bild 7: Ein Laufrad ist auf der Achse befestigt.
Bild 8: Beide Laufräder sind auf der Achse befestigt.

Das Rad steht immer sicher: bis hierher auf Lenker und Sattel, ab hier auf Laufrädern und Sattel.

Bild 9: Das teilzerlegte Rad ist bereits wieder rollbar und kann an einem Griff des seitlich gestellten Lenkers gezogen oder geschoben werden.

Im teilzerlegten Zustand könnte man noch das Werkzeug und die Pedale einpacken und wäre so bereits in deutlich weniger als 5 Min. wieder mobil, falls es einmal besonders schnell gehen muss.

Bild 10: Der Lenker mit Vorbau ist demontiert und am Unterrohr befestigt.
Bild 11: Das vollständig zerlegte Rad, an dem die Gabel am Sattelrohr und die Tasche mit Werkzeug und Pedalen am Unterrohr befestigt ist

Hier sämtliche Schritte in der richtigen Reihenfolge:

  • Sattel absenken
  • Tasche abnehmen
  • Rad auf Lenker und Sattel stellen
  • Sattelschoner anbringen
  • Laufräder ausbauen
  • Bremsspacer einsetzen
  • Pedale abnehmen
  • Kurbel fixieren
  • Achse montieren
  • Laufräder auf der Achse befestigen
  • Rad auf Laufräder und Sattel stellen
  • Lenker (mit Vorbau) abbauen
  • Lenker (mit Vorbau) am Unterrohr befestigen
  • Gabel ausbauen
  • Gabel an Sattelrohr/Sattelstütze befestigen (2 ×)
  • Gabel und Lenker (mit Vorbau) aneinander befestigen
  • Griff ins Steuerrohr einsetzen
  • Pedale und Werkzeug einpacken
  • Tasche befestigen

Die Dauer für alles zusammen liegt unter 9 Min. brutto, inklusive Ankunft als Fahrrad, Aus- und Einpacken des Werkzeugs und Wegrollen als Rinko-Roller. Der komplette Prozess ist bei YouTube zu sehen.

Komponenten

Der Eichkatz Rinko Roller wie hier beschrieben ist die Summe all dieser Komponenten:

Die Achse besteht aus einem teilbaren Aluminiumrohr. Sie wird initial mit Spacern aufs Rad eingestellt. Die Enden verdicken sich, um die Laufräder zu halten. Montiert ist die Achse nicht breiter als die Naben der Laufräder und minimiert so das Packmaß in der Breite. Die Halter sind an den Sattelstreben mit Klettriemen befestigt. Die komplett gummierten Kontaktflächen verhindern Schäden ebenso wie Verrutschen. Eine 2 cm lange Hülse lässt sich entfernen, um bei zusätzlichem Ausbau des Schaltwerks (verlängert die Zerlegedauer um ca. 1:40 Min.) die Breite auf 40 cm zu reduzieren, wichtig z. B. für Schnellzüge in Spanien.

Bild 12: Achse mit Haltern und zusätzlichen Spacern, zerlegt

Am Griff lässt sich die Länge einstellen, um das verbleibende Gewicht »am langen Arm« zu tragen. Die Einstellung lässt sich dann mit einem einfachen Knoten befestigen.

Bild 13: Steuerrohreinsätze und Griff

Zwei Halter für Elastikkordeln bleiben am Rad und beschleunigen so die Fixierung der Kurbel und die Befestigung des Lenkers am Unterrohr um jeweils etwa 25 Sek.

Bild 14: Halter für Elastikkordeln

Eine Kombination aus Haken und Öse bleibt an Gabel bzw. Sattelrohr montiert. Das vereinfacht und beschleunigt den kompliziertesten Moment des Zerlegens deutlich: die erste von insgesamt zwei Befestigungen dieser beiden Teile aneinander.

Bild 15: Haken und Öse für die Gabel-Sattelrohr-Verbindung

Zwei »Teileschoner«, eine Kombination aus flexibler Platte und Spannriemen, stellen sowohl die zweite Verbindung zwischen Gabel und Sattelrohr als auch die zwischen Lenker und Gabelschaft her. Dadurch, dass die jeweiligen Radteile sehr fest, aber nicht direkt aneinander liegen, sind sie sowohl vor Verrutschen als auch vor Beschädigungen geschützt. Ein dritter Teileschoner wird bei der Demontage des Schaltwerks benötigt.

Bild 16: Teileschoner

Ein Sattelschoner sorgt dafür, dass die Kante des Sattels nicht direkt mit rauen Oberflächen in Berührung kommt. Die gummierte Kontaktfläche zum Boden verhindert, dass das zerlegte Rad wegrollt.

Bild 17: Sattelschoner

Zwei Bremsspacer sorgen dafür, dass sich die Laufräder auch nach einer versehentlichen Betätigung der Bremshebel im zerlegten Zustand später problemlos wieder einbauen lassen. Bremsspacer sind weitverbreitet, meine sind nur insofern besonders, als dass sie sich auch leicht an etwas anderem feststecken lassen.

Bild 18: Bremsspacer

Steckpedale sparen etwas weniger als 1 Min. beim Zerlegen. Es gibt sie von verschiedenen Firmen und sie sind nicht speziell für meinen Ansatz, daher verzichte ich auf ein Bild.

Die Tasche spart mehrere Minuten, wenn man den Zerlegeprozess ganzheitlich, d. h. mit Aus- und Einpacken von Werkzeug und Teilen, betrachtet.

Bild 19: Die ausgerollte Tasche, in der jedes Teil seinen festen Platz hat, inklusive Werkzeug und Handschuhen. Rechts und unbefestigt die Teile, die am Rad bleiben. Im zerlegten Zustand kommen die Pedale an den Platz der Teileschoner.

Alle Komponenten zusammen wiegen inklusive Tasche deutlich unter 500 g. Fast alle Kunststoffkomponenten wurden mittels eines handelsüblichen 3-D-Druckers hergestellt, die festen (schwarz) aus PETG, die elastischen (grau) aus TPU. Die Tasche ist selbst genäht.

Komplikationen: Schutzbleche, Licht, Gepäck

Wie bereits im Rinko-Artikel der Fahrradzukunft 34 erwähnt, machen manche Teile das Zerlegen aufwendiger. Das gilt für meinen Roller genauso: Schutzbleche, Licht und Gepäck bedürfen gezielter Aufmerksamkeit. Glücklicherweise gibt es in jedem dieser Bereiche viel Auswahl, sodass man leicht die für sich optimale Kombination der Parameter Funktion, Zerlegedauer und Packmaß wählen kann.

An Schutzblechen gibt es sehr kleine in Kombination mit Regenkleidung (nutze ich), gesteckte, schnell abnehmbare, teilbare wie in Ausgabe 34 beschrieben sowie komplett verschraubte. Größere Schutzbleche könnten im zerlegten Zustand parallel zum Lenker befestigt werden.

An Beleuchtung gibt es schnell abnehmbare mit Akku (nutze ich) sowie verschraubte. Es lassen sich in beiden Fällen Stellen zur Montage der Leuchten finden, die sowohl zusammengebaut als auch zerlegt frei sind. Für Frontleuchten bietet sich Lenker oder Vorbau, für Rückleuchten Sattelrohr, Sattelstütze oder Sattelstreben an. Bei einem Nabendynamo gilt es, die Verkabelung zu bedenken und gegebenenfalls mit Steckverbindungen zu versehen.

An Lösungen für Gepäck gibt es Rucksäcke (nutze ich), Taschen ohne am Rad montierte Träger (nutze ich), schnell abnehmbare Gepäckträger sowie verschraubte Gepäckträger. Größere Gepäckträger können im zerlegten Zustand auf dem Unterrohr angebracht werden.

Wie auf Bild 1 zu sehen ist, können eine Rahmentasche und seitlich angebrachte Getränkehalter am Rinko-Roller montiert bleiben. Das Gleiche gilt für eine Oberrohrtasche.

Im zerlegten Zustand kann Gepäck an den Kettenstreben befestigt werden und verringert so beim Rollen sogar noch das Gewicht am Griff. Die Tasche mit Teilen und Werkzeug kann auch dorthin, dann ist der Platz am Unterrohr ebenso frei für Gepäck.

Optimierungspotenzial: Kompatibilität und »Tasche«

Es gibt drei Voraussetzungen, um ein Rad zum Eichkatz Rinko Roller zu machen:

  • Keine Kabel durch Steuersatz/Vorbau
  • Beide Laufräder haben die gleiche Größe (z. B. 27,5″ + 27,5″ oder 29″ + 29″)
  • 2 Steckachsen (Boost oder Non-Boost, also 15 mm × 110 mm oder 15 mm × 100 mm vorne und 12 mm × 148 mm oder 12 mm × 142 mm hinten)

Insbesondere die letzte Voraussetzung schließt viele vorhandene Räder aus. Schnellspanner waren lange der Standard und sind sogar heute noch an manchen neuen Rädern zu finden. Es wäre aber kein Problem, auch diese Räder kompatibel zu machen.

Eine Tasche vermeidet ein schlechtes Gewissen und Diskussionen, insbesondere bei einem schmutzigen Rad. In manchen Zügen und Ländern ist sie sogar vorgeschrieben. Darüber hinaus hilft sie, zusätzliche Orte wie Hotelzimmer zu erschließen.

Ich nehme dafür aktuell weiterhin meine mit 190 g sehr leichte und kleine 230 cm × 125 cm Rinko-Multifunktionsplane (auch Zeltunterlage, Mini-Tarp, Decke) aus Silnylon mit. Der Roller lässt sich darin ebenso schnell verpacken wie vorher mein mittels klassischem Rinko zerlegtes Rad. Durch die Verwendung von elastischer Kordel als Verschluss, der rundum alle 15 cm angenähten Schlaufen lässt sich das zerlegte Rad nach mittigem Drauffahren einfach umhüllen und der dünne Stoff wird geschützt.

Aktuell arbeite ich ebenso daran, eine Hülle mit minimalem Materialaufwand auch als unten offenen Überwurf zu nutzen, mit dem der Roller rollbar bleibt.

Praxiserfahrungen

Mehrere Versionen des Rollers haben mich seit Anfang des Jahres auf Reisen begleitet. Dabei ist nicht alles glattgegangen: Ich bin zwar immer nach Hause gekommen, aber mehrfach wurden Teile beschädigt und verloren habe ich auch einmal etwas. Danach habe ich jeweils weiter entwickelt, einige Komponenten stabiler konstruiert und andere komplett geändert oder hinzugefügt. Ebenso wurde die benötigte Zeit zum Zerlegen durch optimierte Teile und Abläufe immer kürzer. Zwischen der knappen halben Stunde am Anfang und den heutigen 9 Min. besteht nicht nur ein quantitativer, sondern auch ein qualitativer Unterschied: Es ist etwas, das ich einfach eben machen kann, auch unter suboptimalen Bedingungen wie Müdigkeit, schlechte Beleuchtung, Regen etc. Dieser deutlich reduzierte Zeitaufwand ist für mich die erste wesentliche Weiterentwicklung gegenüber klassischem Rinko.

Davon leitet sich das effektiv oft geringere Packmaß in Länge und Höhe ab. Das mag zunächst erstaunen, ist ein per klassischem Rinko komplett zerlegtes Rad doch eigentlich kleiner. Durch den großen Zeitaufwand von 30 Min. habe ich aber nach anfänglichen Experimenten mein Rad mit klassischem Rinko immer nur teilzerlegt. Also das, was Volker Steger in Ausgabe 34 »Easy Rinko« nennt. Der Zeitaufwand, mein Rad zum Rinko-Roller zu zerlegen, ist mittlerweile geringer als er es für Easy Rinko je war! Ähnlich verhält es sich mit dem Packmaß in der Breite, auch hier ist mein Roller zumindest beim Tragen effektiv schmaler: Das mit klassischem Rinko geschnürte Paket ist natürlich erst mal schmaler als der Roller. Wenn man es trägt, kommt allerdings meistens zumindest noch ein Teil des Trägers hinzu. Und die geringste mir bekannte Breite des Ganges in einem ICE liegt bei exakt 486 mm …

Die zweite, nicht offensichtliche Weiterentwicklung ist die Stabilität. Auf mein Rinko-Paket musste ich früher immer aufpassen: während des Zerlegens, damit nichts umfällt, beim Tragen und Hinlegen, damit möglichst wenig aneinander scheuert oder schlägt. Nach dem Abstellen anbinden oder festhalten, damit es nicht umfällt oder das Schaltwerk beschädigt wird (der Ständer, der genau das verhindern soll, dreht sich gerne mal).

Demgegenüber steht und liegt der Roller immer stabil, während des Zerlegens ebenso wie fertig zerlegt, und die empfindlichen Teile sind innen.

Die dritte Weiterentwicklung gegenüber klassischem Rinko ist am leichtesten nachzuvollziehen: die Rollbarkeit. Auf langen Strecken wird gezogen, in engen Verhältnissen wie im Zug besser geschoben. Wenn man das Rad vor sich sieht, ist ein zentimetergenaues Manövrieren möglich. Mit einem relativ sauberen Rad geht das auch innerhalb von Zügen. Wichtig zu wissen: Die Deutsche Bahn empfiehlt zwar die Verwendung einer Tasche, schreibt sie aber nicht vor. Aufgrund der geringen Größe sowie der innen liegenden dreckigen und scharfkantigen Teile war ich mit dem Roller stets guten Gewissens ohne Tasche unterwegs, wie mit meinem Faltrad auch. Auch auf Rolltreppen hält man nur den Griff. Außer beim Ein- und Ausstieg, beim Ablegen in Gepäckregalen oder auf normalen Treppen ist also immer nur ein Bruchteil des Gewichts zu tragen. Das Rad verhält sich als Rinko-Roller wie ein Trolley.

Das Tragen ist für kurze Zeit (Ein-/Ausstieg) einhändig am Unterrohr sowie für etwas längere Zeit (Treppen) mit einer Hand unter dem Tretlager und der zweiten Hand am Griff möglich. Über einen immanenten Nachteil gegenüber klassischem Rinko hatte ich mir vor dem praktischen Einsatz Sorgen gemacht: Da die Laufräder sich frei drehen sollen, können sie nicht so eng am Rahmen anliegen. Das Packmaß in der Breite ist also größer. In allen Zügen, mit denen ich bisher fuhr (verschiedene Generationen ICE, IC, Regionalbahnen, TGV) fanden sich allerdings jeweils mehrere verschiedene Plätze, an denen der Roller sehr gut unterzubringen war.

Insgesamt bin ich mit dem aktuellen Stand wie hier dokumentiert rundum zufrieden. Mein gewohntes und geschätztes Rad habe ich um eine praktische Eigenschaft bereichert: Es ist damit auf Reisen so angenehm, wie ich es sonst nur von meinem Faltrad kenne. Durch die Nachrüstbarkeit bei vielen Rädern geht es hoffentlich in Zukunft noch mehr Menschen so.

Vergleich mit anderen Ansätzen

Es gibt andere Optionen, ein Rad mit großen Laufrädern ohne Reservierung spontan im Zug mitzunehmen. Um die verschiedenen Ansätze einzuordnen, liste ich zunächst Kriterien auf. Anschließend wende ich sie auf alle Ansätze an.

  • Packmaß
    Das macht die Mitnahme legal oder illegal, ist also je nach Ort ein Ausschlusskriterium. Zusätzlich ist es essenziell für die Unterbringung.
  • Zeitaufwand zum Zerlegen
    • kurz (taugt zum täglichen Pendeln, sogar mit mehrfachem Moduswechsel)
    • mittel (taugt zum gelegentlichen Pendeln mit bis zu zweimaligem Moduswechsel pro Tag oder für (Halb-)Tagestouren)
    • lang (sinnvoll nur ausnahmsweise verwendbar, etwa für Reisen)
  • Stabilität im zerlegten Zustand
    Steht das »Paket« stabil? Kann es hingelegt werden? Scheuern oder schlagen Teile aneinander?
  • Fahreigenschaften und Ergonomie
    Steht alles an moderner Fahrradtechnik zur Verfügung oder gibt es Einschränkungen? Ein guter Weg, dieses Kriterium für sich selbst zu beurteilen, ist folgende Frage: Wäre ich damit zufrieden, wäre es mein einziges Rad?
  • Proprietäre Komponenten
    Gibt es Spezialteile, ohne die das Rad nicht fährt? Diese machen eine Ersatzteilversorgung tendenziell teurer, sehr schwierig auf Reisen und über die Lebensdauer des Rades vielleicht sogar irgendwann unmöglich.
  • Kosten
  • Weiteres Rad
    Muss ein spezielles, weiteres Rad angeschafft werden?
  • Benötigte handwerkliche Fähigkeiten
    Wie gut muss man schrauben können?
  • Rollbar im zerlegten Zustand?
    Das macht die Mitnahme signifikant einfacher. Nicht umsonst werden heute fast alle Koffer gerollt. Für manche Menschen mag es sogar ein Ausschlusskriterium sein.

Taschen wie von TranZbag oder Fairmean

  • Packmaß: sehr groß (europaweit vielerorts illegal, schwer unterzubringen)
  • Zeitaufwand zum Zerlegen: kurz (≈2–3 Min.)
  • Stabilität im zerlegten Zustand: mittel (Paket steht nicht sicher, Rahmen ist vorm Laufrad etwas geschützt, kann aber trotzdem scheuern und schlagen)
  • Fahreigenschaften und Ergonomie: bestmöglich (es ist dein normales Rad)
  • Proprietäre Komponenten: keine
  • Kosten: gering (nur eine Hülle)
  • Benötigte handwerkliche Fähigkeiten: gering (nur Ausbau eines Laufrads und Verpacken)
  • Rollbar im zerlegten Zustand: nein

Spezialanfertigungen am Beispiel von Cycles Cadence

  • Packmaß: mittel (120 cm × 90 cm × 48 cm, legal in manchen Zügen europaweit)
  • Zeitaufwand zum Zerlegen: mittel (≈10 Min.)
  • Stabilität im zerlegten Zustand: sehr gut
  • Fahreigenschaften und Ergonomie: eingeschränkt (konstruktiv bedingt durch die Zerlegekomponenten wie Gabel und Vorbau-Lenker-Kombination, keine Federung)
  • Proprietäre Komponenten: wenige
  • Kosten: hoch (neues Rad, Spezialanfertigung)
  • Benötigte handwerkliche Fähigkeiten: mittel
  • Rollbar im zerlegten Zustand: ja

Zerlegbare Rahmen wie S&S Couplings oder Ritchey Break-Away

  • Packmaß: sehr klein (nur geringfügig größer als die Laufräder)
  • Zeitaufwand zum Zerlegen: lang (≈30 Min.)
  • Stabilität im zerlegten Zustand: schlecht (lauter lose Teile)
  • Fahreigenschaften und Ergonomie: gut (es ist ein normales Rad, allerdings können prinzipbedingt nur Rahmen mit Rundrohren aus Stahl oder Titan damit ausgerüstet werden)
  • Proprietäre Komponenten: wenige (nur teilbare Bremsleitungen/Schaltzüge)
  • Kosten: hoch (neues Rad oder teure Nachrüstung benötigt)
  • Benötigte handwerkliche Fähigkeiten: hoch
  • Rollbar im zerlegten Zustand: nein

Falträder mit großen Laufrädern wie Bastille, Tern Joe, Montague

  • Packmaß: klein (Montague, Tern Joe) bis sehr klein (Bastille komplett zerlegt, nur geringfügig größer als die Laufräder)
  • Zeitaufwand zum Zerlegen: kurz (1–2 Min.)
  • Stabilität im zerlegten Zustand: gut (Teile fest, Stand eher schlecht, seitlich ablegbar)
  • Fahreigenschaften und Ergonomie: eingeschränkt (durch die Faltkomponenten, teilweise schlechte Ausstattung, höheres Gewicht, Federung nur vorne [Montague] bzw. keine Federung [Bastille, Tern Joe])
  • Proprietäre Komponenten: keine (Montague, Tern Joe) bis viele (Bastille)
  • Kosten: hoch (ein spezielles Rad, allerdings massenproduziert)
  • Benötigte handwerkliche Fähigkeiten: gering (Zerlegen komplett ohne Werkzeug)
  • Rollbar im zerlegten Zustand: ja (Tern Joe, Bastille, teilzerlegt) bis nein (Montague, Bastille komplett zerlegt)

Rinko (klassisch)

  • Packmaß: klein (Ausbau von Laufrädern, Vorbau und Gabel) bis mittel (nur Ausbau der Laufräder)
  • Zeitaufwand zum Zerlegen: mittel (nur Ausbau der Laufräder, ≈10 Min.) bis lang (Ausbau von Laufrädern, Vorbau und Gabel, ≈30 Min.)
  • Stabilität im zerlegten Zustand: schlecht (das schmale Paket steht schlecht, die Teile sind nur mit wenigen Gurten eher lose aneinander befestigt, optionale Zusatzteile, die Beschädigungen vermeiden, erhöhen den Zeitaufwand weiter)
  • Fahreigenschaften und Ergonomie: bestmöglich (es ist dein normales Rad)
  • Proprietäre Komponenten: keine
  • Kosten: gering (nur eine Hülle und Kleinteile)
  • Benötigte handwerkliche Fähigkeiten: mittel (nur Ausbau der Laufräder, zusammenschnüren, verpacken) bis hoch (Ausbau von Vorbau und Gabel)
  • Rollbar im zerlegten Zustand: nein

Eichkatz Rinko Roller

  • Packmaß: klein (109 cm × 79 cm × 42 (40) cm, legal in den allermeisten Zügen europaweit)
  • Zeitaufwand zum Zerlegen: mittel (9 Min.)
  • Stabilität im zerlegten Zustand: sehr gut (stabiler Stand, nichts bewegt sich, kann seitlich abgelegt werden)
  • Fahreigenschaften und Ergonomie: bestmöglich (es ist dein normales Rad)
  • Proprietäre Komponenten: keine
  • Kosten: gering (nur Zusatzteile)
  • Benötigte handwerkliche Fähigkeiten: hoch (Ausbau von Vorbau und Gabel)
  • Rollbar im zerlegten Zustand: ja
Bild 20: Übersicht über die verschiedenen Ansätze, spontan ein Rad mit großen Laufrädern im Zug mitzunehmen

Zum Autor

Karsten Will macht am liebsten Bikepacking mit seinem Mountainbike. Dafür baut er immer mehr Ausrüstungsgegenstände, die es noch nicht gibt, selbst. Mit Eichkatz.bike hat er seit Kurzem ein Projekt, wo er diese Dinge auch anderen anbietet. Er lebt mit seiner Familie in Gummersbach.