Ausgabe 30 · November 2020

Diesen Artikel als PDF

Vintage-Pedal von Suntour – mit Schmiernippel, wartungsfreundlich und reparierbar

von Stefan Buballa

Suntour – heute vorwiegend als Hersteller von Billigfedergabeln bekannt – wurde in den 1970er, 80er und 90er Jahren für seine qualitativ hochwertigen Fahrradkomponenten geschätzt. Mitte der 1990er Jahre kam jedoch der »Sunset for Suntour« (vgl. den Artikel von Frank Berto) und die Teile wurden auf der Resterampe verramscht.

Als Student war ich damals happy, Innenlager und Pedale zu bekommen, die ein für mich wichtiges Feature gleich integriert hatten: Schmiernippel, um die Komponenten ohne Demontage fetten zu können. Die Idee ist natürlich nicht neu, war bis dahin aber eher bei Landmaschinen zu finden. Beim Fahrrad war man da auf Selbsthilfe angewiesen. Suntour kaufte also ein Patent von Wilderness Trail Bikes und bot mit dem »Grease-Guard«-System in seiner Spitzen-MTB-Gruppe seit Ende der 1980er Jahre die Nachschmiermöglichkeit per Fettpresse an. Besonders interessant fand ich dies beim Innenlager, da die Demontage dort besonders nervig ist, aber auch die Pedale hatten es mir angetan.

Bild 1: Pedal »Suntour XC Pro Grease Guard« PL-XP02.
Quelle: Euphras. Lizenz: CC-by-sa 3.0/de.

Präzise gefertigt und sorgfältig gelagert, waren sie trotz der Abschmiermöglichkeit komplett zerlegbar. Der Zugang zum Schmierkanal war elegant gelöst: Dieser sitzt im Inneren des Inbusses, geschützt unter einer inneren Abdeckkappe. Die Pedale gab es in verschiedenen Ausführungen. Ich beziehe mich hier auf die letzte von 1992 (PL-XP02). Ob die Demontageanleitung auch bei den 1990er- und 1991er-Modellen (PL-XP01/XP00) anwendbar ist, ist mir nicht bekannt.

Das Zerlegen des Pedals beginnt mit dem Entfernen der Kunststoffkappe am Achsende. Diese ist recht widerspenstig und man braucht etwas Geschick, um sie (z.B. mit einem kleinen Schraubenzieher) rauszuhebeln. Auch einsetzen muss man sie vorsichtig, um sie nicht zu beschädigen, und es ist ein bisschen fummelig.

Bild 2: Oben von links: äußere Abdeckkappe, Fixierschraube, zwei kleine Passscheiben, äußeres Normlager.
Unten von links: rechte Pedalachse mit sichtbarer Schmierbohrung, Passring, stählerne Dichtscheibe, Kunststoffdichtscheibe, innere Abdeckkappe.

Unter der Kappe zeigt sich eine Inbussschraube der Größe 4, die sich leicht entfernen lässt. Hier gilt es jedoch erneut aufzupassen, da unter dem Kopf zwei kleine Passscheiben sitzen, mit denen sich das Spiel einstellen lässt. Hat man diese entfernt, kann man durch vorsichtiges Klopfen auf das Achsende die Achse zur Kurbelseite hin entfernen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Auch in Bezug auf die Lagerung gibt es mindestens zwei Ausführungen: Bei der ersten ist nur auf der Außenseite ein Normlager, innen jedoch ein Konuslager mit losen Kugeln verbaut. Bei der anderen Version ist das Pedal innen auf ein spezielles zweireihiges Schrägkugellager abgestützt.

Bild 3

Ist die Achse erst mal entfernt, entdeckt man beim inneren Lager der Normlagerversion eine zweite Dichtscheibe und einen weiteren, hauchdünnen Passring. In der Konuslagerversion fehlen beide, die Dichtung nach innen erfolgt mit einer einfachen Kunststoffscheibe. Nun lässt sich mit einem breiten Durchschlag oder einem dicken Alustab das äußere Lager herausklopfen. Das innere zweireihige Lager habe ich noch nicht demontiert. Um nun das Spiel optimal einzustellen, kann man mit den beiden bzw. drei Passscheiben spielen. Wenn das nicht mehr geht, müssen die Lager definitiv getauscht werden.

Das äußere Lager ist ein einreihiges Rillenkugellager (698Z) von INA/FAG mit den Maßen 19 mm × 8 mm × 6 mm. Das innere hat die Maße 19 mm × 10 mm × 7 mm und ist am ehesten ein zweireihiges Schrägkugellager, vermutlich der Reihe 3800. Es ist etwas teurer und schwieriger erhältlich, gibt’s aber ebenfalls von INA/FAG.

Bei der erneuten Montage kann man wenig falsch machen, lediglich beim Einpressen des äußeren Lagers sollte man darauf achten, es nicht zu verkanten. Ich habe dafür ausreichend Fett benutzt.

Fazit

Ein schönes Bauteil, robust, reparierbar und ohne Demontage nachfettbar. Im Sinne der Nachhaltigkeit würde ich mir das von vielen Fahrradkomponenten so wünschen.

Zum Autor

Stefan Buballa, Arzt, Alltags- und Reiseradler. Selbstbau eines Reiserades und eines Alltags-Kurzliegers. Er ist fasziniert von der Schlichtheit und ökologischen Effizienz muskelkraftbetriebener Fahrzeuge. Besondere Interessen: Ergonomische und leistungsphysiologische Aspekte. Besondere Schwächen: Radreisen in Afrika und Nahost …