Ausgabe 30 · November 2020
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Lieblingsrad? Welches?
Radius Dino?
Ja, der gutmütige Langstreckentourer mit sehr schönen Reiseerinnerungen. Nur haben original inzwischen nur Sitzstreben, Sitzgestell und Lenkstange überlebt. Rahmen einmal wegen Dauerbruchs ersetzt, Gabel zweimal wegen Verbiegen beim Bremsen. Er fährt trotzdem immer noch und ist seit über 30 Jahren im Einsatz.
Enhydra lutris?
Ein kurzes Liegerad und mein erster Eigenbau. Es ist immer noch fahrbereit. Ja, lange Zeit der tägliche Begleiter. Schnell, für lange Touren und im Stadtverkehr. Und mit luftiger Verkleidung gut im Sommer, da direkte Sonneneinstrahlung abgeschattet wird. Aber wenn es nicht regelmäßig gefahren wird: Die flache Sitzhaltung erfordert eine trainierte Halsmuskulatur. Und der Arbeitsweg hat einige Passagen, die mit schmalen Reifen keinen Spaß bringen.
Flevo Bike?
Ja, es könnte hinkommen, dieses als Allzeit-Lieblingsrad zu bezeichnen. Wenn da nicht das nervige Durchrutschen beim Anfahren bergauf auf feuchtem Asphalt wäre. Das ist besonders unangenehm mit Kinderanhänger. Ansonsten: Das feiste Grinsen beim »Dan Ehle beim Ballonstechen aus einer fast ausweglosen Ecke zu entwischen« bleibt mir ewig in Erinnerung. Leider ist da die schlechte Großgepäckmitnahme.
Brompton (plus Breki)?
Ein unverzichtbares Familienmitglied und auch gut für Erinnerungen: im Schwarzwald auf Waldwegen mit Kollegen auf dem MTB mithalten, im Elsass von einem Franzosen zu hören, dass man mit so einem Rad doch gar nicht so weit fahren könne …
Kemper Lorri?
Wohl eines der universellsten Lastenräder im Fuhrpark: Langholz, Rasenmäher, Gartenhäcksler. Ich frag mich immer noch, warum Michael Pohl damit nichts anfangen konnte … soll uns hier recht sein ;-). Der Lieblingsspruch vor dem Baumarkt: echt scheiße, man kriegt mit dem Rad ja gar nichts mit ;-)
Patria Terra?
Nach Diebstahl und Unfall inzwischen der dritte Rahmen inklusive Gabel des Modells. Der tut es nun seit >42 Mm zuverlässig. Die letzten Jahre zu 95 % der Wegbegleiter. Im Winter wie im Sommer, auf Tour mit Gepäck, in der Stadt und offroad. Insofern das aktuelle Lieblingsrad.
Warum ist da so wenig Liegerad-Einsatz in den letzten Jahren? Im Sommer der nass geschwitzte Rücken. Gut, den hab ich auf dem Aufrechten auch. Nur ist da die Abstrahlfläche größer, der Überblick im Stadtverkehr besser, offroad auf Sandwegen mit Schlaglöchern, Gepäckmitnahme (große Pakete, mal eben …) einfacher und die Wartungsarmut (geschützter Antriebsstrang) von Vorteil.
Was könnte noch kommen?
Velomobil? Dafür ist der Arbeitsweg nicht lang genug und hat zu viele Schleichwege, wo ein Velomobil nicht durchkommt.
Bullit? Könnte mit einigen Lasten/Verteilungen stabiler als ein Lorri fahren? Aber ob es auch so gut hochkant in der Garage (geringe Deckenhöhe) steht?
Zum Autor
Olaf Schultz, Maschinenbauingenieur, Hamburg-Harburg, renitenter Großstadtalltags- und Reiseradler, Gründungsmitglied der Fahrrad-AG der TUHH, Selbstbau von mehreren Liegerädern, seit Längerem immer weiter in den Untiefen der Fahrradbeleuchtung versinkend.