Ausgabe 3 · November 2006
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Wasserträger
von Andreas Oehler
Als Rechtfertigung für die Anschaffung und Nutzung eines Pkw wird immer wieder auch der Einkauf und besonders die schweren Getränkekisten angeführt. Das sei mit dem Fahrrad ja nicht zu machen. Andererseits sieht man Menschen, die sich kein Auto leisten können oder wollen, immer wieder abenteuerlich mit einem Getränkekasten lose auf dem Fahrradgepäckträger balancierend. Das kann auch nicht die Lösung sein.
Die sicherste Methode zum Transport solche schwerer und sperriger Güter wie es Getränkekisten mit Glasflaschen und Inhalt nun mal sind, ist sicher die Nutzung eines Anhängers oder gar eines Lastendreirads. Nicht jeder hat aber die nötige Abstellfläche oder das Budget zur Anschaffung zur Verfügung. Hier soll es deshalb um Lösungen gehen, die den vorhandenen Gepäckträger nutzen, aber sicher und halbwegs komfortabel zu bedienen sind.
Ein üblicher Mineralwasserkasten für zwölf 0,7-l-Glasflaschen wiegt voll 17,2 kg, ein Bierkasten mit zwanzig 0,5-l-Glasflaschen 19,7 kg. Übliche Gepäckträger sind für die Beladung mit 25kg zugelassen. Will man 2 Kästen damit transportieren, so überschreitet man diesen Wert schon deutlich und sollte entsprechend vorsichtig fahren.
Gurte
Mit 2 Nylongurten aus dem Trekkingbedarf, Ortlieb Tragegurten oder gar alten aber stabilen Gürteln lässt sich ein Getränkekasten seitlich an den Gepäckträger schnallen. Allerdings muss das Gewicht des Kastens gehalten werden, während gleichzeitig die Gurte gefädelt werden: Nichts für den häufigen Transport oder weniger kräftige Menschen.
DuoBoxBoy
In Deutschland war lange Jahre der »DuoBoxBoy« in jedem besseren Fahrradladen zu finden. Dieses Drahtgestell wird an einer Querstrebe des Gepäckträgers eingehängt und stellt dann je zwei nach oben weisende Drahtfinger rechts und links zur Verfügung, an denen man übliche Getränkekisten bequem einhängen kann. Eine Sicherung gegen Abspringen des Kastens ist nicht vorgesehen, bei vorsichtiger Nutzung aber auch nicht unbedingt nötig. Leider ist die Produktion eingestellt. Alteingesessene Händler mit viel Kästen und Regalen könnten aber noch einen finden …
Eigenbau
Seit ca. 20 Jahren habe ich folgende Eigenbaulösung im Einsatz: Aus 4mm Edelstahldraht (Schweißer-Bedarf) wurde im Schraubstock ein Bügel geformt die sich genau um den Steg des jeweiligen Getränkekastentyp schmiegen. Der Bügel wird an den Getränkekasten eingehakt und dann am Gepäckträger eingehängt. Ein Streifen LKW-Schlauch mit kleinem Haken ermöglicht es, den Kasten gegen herausspringen und seitliches Pendeln in Kurven zu sichern. Wie auch beim DuoBoxBoy kann es je nach Hinterbaulänge, Gepäckträgergeometrie und Schuhgröße eng werden für die Ferse. Für kurze Distanzen ist das nicht tragisch, eine Sicherung des Kastens gegen Herausspringen aus der Halterung bei Fersenkontakt ist aber um so wichtiger.
Krat-Mee
In Holland ist das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel etablierter als im Rest Europas. Deshalb gibt es hier auch eine Menge interessanter Transporthilfsmittel zu entdecken. Die Firma Steco hat neben Gepäckträgerhalterungen für Buggy-Kinderwagen, MaxiCosy-Babyschalen oder Aktenkoffern auch eine Gepäckträgerverbreiterung für Kartons oder Getränkekisten im Programm. Der Krat-Mee verbreitert den Gepäckträger, und bietet einen sicheren Anschlag in Längsrichtung, sodass sich eine Getränkekiste mittels Gummispanner sicher befestigen lässt. Der Krat-Mee kostet in Holland knapp 20 €. Mittlerweile gibt es auch Nachbauten, die leichter verbiegen und weniger solide Schraubbefestigungen zum Gepäckträger im Lieferumfang haben. Gegen diese Lösungen spricht der Montageaufwand bei temporärer Nutzung (4 Schraubverbindungen) bzw. die kaum noch mögliche Verwendung von Packtaschen bei ständiger Nutzung. Vorteilhaft ist die Möglichkeit auch andere sperrige Objekte wie große Kartons, Obststiegen, Wäschekörbe o. ä. gut zu befestigen.
Wie man sieht, mangelt es nicht an Lösungen für diese Transportaufgabe. Bereits mit kleinen, simplen Tricks lassen sich Getränkekästen sicher und halbwegs komfortabel per Rad befördern.
Zum Autor
Andreas Oehler (39) arbeitet als Maschinenbauingenieur beim Fahrradbeleuchtungshersteller Schmidt Maschinenbau. Ehrenamtlich leitet er den ADFC-Fachausschuß Technik.